Hochwasserschutz Schärding

Mehrere Hochwasserschutzprojekte sollen die Hochwassersituation in der Barockstadt Schärding zukünftig entschärfen. Eine besondere Herausforderung, da die mittelalterliche Bausubstanz und das Erscheinungsbild der Stadt erhalten werden müssen.

Die Barockstadt Schärding wird immer wieder von Hochwasserereignissen heimgesucht, die enormen wirtschaftlichen Schaden verursachen, wie dies zum Beispiel 2002 und 2013 der Fall war. Zeugen der permanenten Bedrohung durch den Inn sind die zahlreichen Hochwassermarken am 1430 erbauten Wassertor, an denen das Ausmaß der Flutkatastrophen verdeutlicht wird und an dem sich das Bedrohungsbild für die Stadt Schärding widerspiegelt. Die größten Hochwässer waren 1598 (2 m über dem Hochwasser von 1954!), 1605, 1786, 1787, 1897, 1899, 1940, 1954 mit 6.700 m³/s ein 100-jährliches Ereignis, 1991 mit 4.360 m³/s ein 10-jährliches und 2002 mit 5.100 m³/s ein 30-jährliches Hochwasser.
Am 2. und 3. Juni 2013 kam es mit 6.300 m³/s zu einem 80-jährlichen Hochwasserereignis, bei welchem die Stadt großteils überflutet wurde und enormer Schaden auftrat.

Jährlich wird der Treppelweg mehrmals überflutet, und es beginnt dann der Hochwassereinsatz für die Gemeindebediensteten des Bauhofs und der Feuerwehr, die dann mit steigendem Wasserspiegel den mobilen Hochwasserschutz aufbauen, Straßen und Objekt räumen und nachher wieder den Schlamm entfernen.

Seit 1994 liegt ein Gefahrenzonenplan für die Stadt Schärding vor, der zeigt, dass bei einem 100-jährlichen Hochwasser etwa die Hälfte des Stadtgebietes überflutet wird. Die Überflutungshöhen betragen dabei bis zu sechs Meter.

Seit 2002 gibt es auch eine Machbarkeitsstudie für einen Hochwasserschutz, in dem verschiedene Varianten von Dammführungen und Mauern untersucht und dargestellt sind. Der Hochwasserschutz gliedert sich darin in die Baulose "Altstadt", "Neustift", "Brunnwies" und "Allerheiligen". Bei einem 100-jährlichen Hochwasser sind ca. 400 Gebäude betroffen.

2008 wurde das erste Hochwasserschutzprojekt für die Altstadt ausgearbeitet und zwischen 2009 und 2014 mit einem Kostenaufwand von 9,7 Millionen Euro umgesetzt. Diese wurden zu 85 % durch den Bund, zu 10 % durch das Land Oberösterreich und zu 5 % durch die Stadt Schärding finanziert.

Die Detailplanungen, die Bewilligungen und Förderungszusagen für den Hochwasserschutz von Neustift dauerten von 2014 bis 2020.

Dieses Baulos wird ab Juni 2020 errichtet. Die Baukosten belaufen sich auf 12,7 Millionen Euro. Der Bund fördert diesmal mit 81,7 %, das Land Oberösterreich mit 11,3 %. Die Fertigstellung ist mit Ende 2021 geplant.

Hochwasserschutz Altstadt

Das Projekt "Altstadt" kann nur einen Schutz vor 30-jährlichen Hochwässern (5.300 m³/s) bieten, denn dieses weist bereits Wasserhöhen von bis zu 4 Metern auf. Ein 100-jährliches Hochwasser ist noch um rund 2 Meter höher und ist unter den gegebenen Verhältnissen technisch nicht mehr beherrschbar.

Eine Besonderheit dieses Projekts ist einerseits die Einbeziehung bestehender denkmalgeschützter Bauwerke entlang der Innpromenade, die eine intensive Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt erfordert, und andererseits der Inn als Grenzgewässer, weshalb zusätzlich zu den österreichischen Behördenverfahren eine intensive Abstimmung mit Bayern erforderlich war. Im Bewilligungsverfahren konnte nachgewiesen werden, dass die Maßnahmen in Schärding keine negativen Auswirkungen auf Passau und andere abwärts liegenden Gemeinden in Bayern und Österreich haben.

Vom Bundesdenkmalamt kamen strikte Forderungen, die teilweise mittelalterliche Bausubstanz zu erhalten und die Ansicht der Innpromenade nicht wesentlich zu verändern.

Der Schutz beginnt beim Kurhaus Schärding und reicht bis zum Leonard-Kaiser-Weg (Schiffsanlegestelle). Die Gesamtlänge der Mauern und Abdichtungen beträgt 730 m.

Der vorgesehene Schutz der Altstadt wird durch eine Kombination aus neuen Betonmauern, die hinter oder vor den mittelalterlichen Steinmauern errichtet werden und auf die dann noch mobile Hochwasserschutzelemente aufgesetzt werden, erreicht. Insgesamt wurden 325 m neue Stahlbetonmauern errichtet, auf die noch 240 mobile Elemente aufzubauen sind. 35 Fensteröffnungen, 3 Tore und 3 Straßen werden ebenfalls mit mobilen Hochwasserschutzelementen verschlossen. Eine große Herausforderung für die Ingenieure war der unbekannte, stark wechselnde Untergrund und die Einbeziehung alter Hausmauern in die Abdichtung. 153 m alte Mauern wurden injiziert und so abgedichtet. Alle Gebäude wurden einer statischen Überprüfung unterzogen, um so beurteilen zu können, wie die Mauern dem Wasserdruck Stand halten werden und welche baulichen Maßnahmen gesetzt werden müssen.

Das Vorland am Inn entlang des Treppelweges zwischen der Rückstaudichtung des Kraftwerkes und der Stadtmauer musste flächig abgedichtet werden, damit die Mauern nicht unterströmt werden. Dies bedeutet eine Neugestaltung der ganzen Innpromenade.

Wenn bei Hochwasser die Schutzmauern und Wände geschlossen sind, muss das gesamte im Stadtgebiet anfallende Niederschlagswasser und Grundwasser aus dem Polder gepumpt werden. Eine aufwändige Hinterlandentwässerung in den Straßen und Häusern verhindert einen Aufstau von Regenwasser. Das erfordert 4 große Pumpwerke, die bei geschlossenem Hochwasserschutz bis zu 1.500 Liter pro Sekunde Regenwasser abpumpen.

Wird bei einem noch größeren Ereignis die Mauer dennoch überflutet und die Altstadt überschwemmt, muss wiederum ein schadloses Entwässern des Polders sichergestellt werden. Das erfolgt über große Klappen, die bei sinkendem Wasserstand des Inns das Wasser wieder aus dem Polder auslassen.

Trotz all dieser Maßnahmen kann bei der Altstadt nur von einem eingeschränkten Hochwasserschutz gesprochen werden. Dies hat auch das Hochwasser im Juni 2013 deutlich gezeigt, bei welchem der schon teilweise fertige Hochwasserschutz überströmt wurde. Für die Zukunft ist zu beachten, dass im geschützten Bereich keine zu großen Werte neu geschaffen werden, damit nicht bei einem das Bemessungshochwasser überschreitenden Ereignis noch mehr Schaden entsteht.

Hochwasserschutz Neustift

Nordöstlich der Altstadt bis zur Pram liegt der Ortsteil Neustift. Dieser ist durch einen Höhenrücken vom Polder Altstadt getrennt und wird durch eine Umschließung vor 100-jährlichen Hochwässern geschützt. In diesem Gebiet befindet sich auch die Kläranlage, die derzeit bei Hochwasser immer überflutet wird. Keinen Hochwasserschutz hingegen erhalten die dort liegenden Sportanlagen.

Das Projekt

Der Stadtteil Neustift wird mit einer 1.020 m langen Stahlbetonmauer und mit einem 80 m langen Erddamm vor 100-jährlichen Hochwässern geschützt, wobei auch die bestehenden Dämme der Bundesstraße und des Friedhofs adaptiert und einbezogen werden. Die Mauer weist Höhen von 3 bis zu 4,5 m auf und wird abschnittsweise mit Kletterpflanzen bewachsen. Entlang der Pram wird sie beidseitig dammartig eingeschüttet und mit Sträuchern bepflanzt.

Die Passauerstraße und die Bahnhofstraße werden im Hochwasserfall mit rund 100 mobiler Elemente verschlossen. Das im Polder anfallende Regenwasser wird im Hochwasserfall mit 5 Pumpwerken abgepumpt. Dafür müssen auch 450 m Regenwasserkanäle errichtet werden.

Der Baufortschritt (Mai 2021)

Das Bauprojekt liegt sowohl zeitlich als auch finanziell im Rahmen. Die Fertigstellung des gesamten Projekts soll noch 2021 erfolgen. 
Die Arbeiten im Bereich des Friedhofdammes und der Hans-Carossa-Straße sind abgeschlossen, die Verkehrsfreigaben konnten bereits erfolgen. 
Aktuell werden die Baumaßnahmen zwischen der Neuen Innbrücke und der Passauer Straße in Angriff genommen. Gestartet wurde ebenfalls mit den Arbeiten zwischen der Passauer Straße und dem Sportplatz, die Errichtung der Hochwasserschutzmauer schreitet gut voran. Demnächst erfolgt hier die Installation der Hinterlandentwässerung. 

Das Projekt bringt nicht nur einen 100-jährlichen Hochwasserschutz für die Bevölkerung und die Firmen sondern auch infrastrukturelle Verbesserungen. So wurde beispielsweise ein neuer Gehsteig rund um den Spielplatz Klingmühle errichtet.
 

Weiterführende Informationen

Fotogalerie

 

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