Raumcharakter

 

 

Leitstrukturen

  • Die räumlich vorherrschende Struktur ist der geschlossene Waldbestand.
  • Es handelt sich um eine große zusammenhängende Fläche, die in den Bayerischen Wald auf deutscher Seite und in die Wälder des Nationalparks Sumava auf tschechischer Seite übergehen. Die ehemaligen natürlichen Wälder wurden im Laufe der Jahrhunderte weitgehend in fichtendominierte Forste umgewandelt. Naturnahe Restbestände sind auf forstwirtschaftlich ungünstigen Standorten vorhanden.
  • Der Waldaußenrand zieht sich entlang der Südwestabhänge des Böhmerwaldes und ist als Leitstruktur ebenso von Bedeutung. Der Waldrand beschränkt sich oft auf einen schmalen Strauchmantel und ist ein ökologisch bedeutsamer Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen. Waldinnenränder umgrenzen Moore und Waldwiesen und sind strukturelle Bereicherungen innerhalb der geschlossenen Waldfläche.
  • Verzahnungsbereiche mit der anschließenden Kulturlandschaft, insbesonders Bäche und ihre Begleitgehölze sind wichtige Vernetzungsstrukturen zur angrenzenden Raumeinheit „Südliche Böhmerwaldausläufer“.

Natur und Landschaft - Fotos

  • Die geschlossene Waldfläche des Böhmerwaldes von der Aussichtswarte Moldaublick, Blickrichtung Nordwest

    Quelle: GrünIntegral

    Die geschlossene Waldfläche des Böhmerwaldes von der Aussichtswarte Moldaublick, Blickrichtung Nordwest

 

Lebensraumtypen

Auf Grund der unterschiedlichen, natürlichen Standortbedingungen und vor allem auch der unterschiedlichen Nutzungsgeschichte, haben sich verschiedene Lebensraumtypen herausgeformt:

Wälder:

  • Subalpine Fichtenwälder: An den höchsten Erhebungen, in der subalpinen Höhenstufe, aber auch an den Moorrändern
  • Bergahorn-Buchenwälder: Auf nährstoffreichen, tiefgründigen Böden mit luftfeuchtem Lokalklima
  • Ostbayerischer Tannen-Buchenwald (= Zahnwurz-Buchen-Tannenwald): Unter 900 m, auf Süd- und Südwesthängen
  • Artename Buchenwälder: An trockenen, steilen und südexponierten Hängen, auch durch Streunutzung entwickelt
  • Plateau-Tannenwald: In Plateaulage in submontaner bis montaner Höhenlage
  • Mooskiefernwald: Kleinräumig an flachgründigen Felskuppen, auch durch Streunutzung entstanden
  • Fichten-Tannen-Buchenwälder und Fichtenwälder: Unter 900m Seehöhe wurde der Anteil der Fichte im Laufe der Jahrhunderte stark begünstigt, was auch zu ökologischen Nachteilen und ökonomischem Risiko geführt hat. Fichten-reichere Waldbestände sind dementsprechend selten anzutreffen. Eine Überführung in naturnähere Mischwälder wird zumindest seitens der Forstverwaltung Schlägl angestrebt.
  • Eschen-Bergahorn-Hangwald: Nur kleinräumig an beschatteten, blockigen und wasserzügigen Hängen, zumeist Bachtäler

Gewässer:

  • Fließgewässer: Oberläufe der Bäche, schmal ausgebildet. Besonderheit ist der Schwarzenbergsche Schwemmkanal
  • Uferbegleitgehölze: Zumeist durch Forstgesellschaften ersetzt, sonst Weiden, Schwarzerlen und Eschen, in Höhenlagen auch Grauerlen
  • Uferhochstauden: Schmal ausgebildet
  • Teiche: Künstlich angelegt, auf Waldwiesen, zumeist naturnah und ohne Fischbesatz, geringer pH-Wert
  • Quellen: Braunseggensümpfe in Muldenlage, sonst Bachstaudenfluren

Moore:

  • Hochmoore: Fichtenhochmoor („Böhmisches Haidl“, „Deutsches Haidl“, „Auerl“), Latschenhochmoor („Hirschlackenau“), Spirkenhochmoor („Bayerische Au)
  • Nieder- und Zwischenmoore: Kleinseggenriede bzw. Braunseggensümpfe in Geländemulden und in Quellbereichen (Quellmoor „Buchetbachmoos“). Übergänge zu Wiesengesellschaften wie vernässte Bürstlingsrasen sind oft reich an Orchideen und Wollgräsern

Wiesen:

  • Feuchtwiesen: Zumeist von Pfeifengras, Waldsimse und Seegras-Segge dominiert
  • Bürstlingsrasen: Historisch vorherrschender Wiesentyp des Mühlviertels, nährstoffarme Standorte, oft mit botanischen Besonderheiten
  • (Straußgras-)Rotschwingelwiesen: Übergangsform zu den Fettwiesen, sehr blumenreich
  • Wiesenbrachen: Oft floristisch verarmte Dominanzbestände
  • Schipisten: Häufig auf ehemaligen Weidewiesen, Fundort verschiedener Flachbärlapp-Arten
  • Fettwiesen und –weiden: Vorherrschend 2 - 3 schnittige Goldhaferwiesen

Sonstiges:

  • Trockensteinmauern, Findlinge, Abbaugebiete (kleine Steinbrüche und Schottergruben)

Natur und Landschaft - Fotos

  • Rotbach bei Schöneben, Grenzfluß zu Tschechien

    Quelle: GrünIntegral

    Rotbach bei Schöneben, Grenzfluß zu Tschechien

  • Schwarzenbergscher Schwemmkanal (Restaurierter Abschnitt)

    Quelle: GrünIntegral

    Schwarzenbergscher Schwemmkanal (Restaurierter Abschnitt)

  • Kleiner naturnaher Bachlauf im Böhmerwald

    Quelle: GrünIntegral

    Kleiner naturnaher Bachlauf im Böhmerwald

  • Das Fichtenhochmoor Deutsches Haidl

    Quelle: GrünIntegral

    Das Fichtenhochmoor "Deutsches Haidl"

  • Wanderweg durch das Spirkenhochmoor Bayerischen Au

    Quelle: GrünIntegral

    Wanderweg durch das Spirkenhochmoor Bayerischen Au

  • Geflecktes Knabenkraut

    Quelle: GrünIntegral

    Geflecktes Knabenkraut

  • Wollgras in einer Feuchtwiese in Dürnau

    Quelle: GrünIntegral

    Wollgras in einer Feuchtwiese in Dürnau

  • Lesesteinmauer

    Quelle: GrünIntegral

    Lesesteinmauer

  • Moos- und flechtenbewachsener Findling im Wald

    Quelle: GrünIntegral

    Moos- und flechtenbewachsener Findling im Wald

  • Kleiner Steinbruch inmitten des Böhmerwaldes

    Quelle: GrünIntegral

    Kleiner Steinbruch inmitten des Böhmerwaldes

 

Tierwelt

  • Elch-Population beim nahegelegenen Moldaustausee, kommt als Wechselwild auch nach Oberösterreich.
  • Luchsvorkommen steht im direkten Austausch mit südböhmisch und bayerischen Populationen.
  • Nachweis eines Fischottervorkommens (Schwerpunkt aber in der Großen Mühl).
  • Vogelkundlich artenreich aufgrund der Kombination von großen Waldflächen und eingestreuten Rodungsinseln.
  • Insektenwelt der Bayerischen Au mit zahlreichen Besonderheiten (div. Hochmoorfalter, früher Moorlaufkäfer).
  • Jüngst konnte auch die Waldbirkenmaus wieder belegt werden.

Natur und Landschaft - Fotos

  • Wanderweg durch das Spirkenhochmoor Bayerischen Au

    Quelle: GrünIntegral

    Wanderweg durch das Spirkenhochmoor Bayerischen Au

  • Birkenmaus - Sicista betulina

    Quelle: W.Proksch

    Birkenmaus - Sicista betulina

 

Pflanzenwelt

  • Pflanzenwelt auf Grund langjähriger botanischer Erhebungen gut erforscht.
  • Die Zahl der Pflanzenarten ist von Natur aus relativ gering (340) aber mit einigen wertvollen Besonderheiten (v.a. in den Mooren und Bürstlingsrasen).
  • Seggen, Binsen und Torfmoosarten in den Mooren
  • Siebenstern in feuchten Fichtenwäldern
  • Moorspirke und Moorbirke in der Bayerischen Au
  • Elemente der Alpenflora in den Hochlagen-Fichtenwäldern (z.B. Alpen-Brandlattich, Berg-Alpenglöckchen)
  • Besonderheiten der Bürstlingswiesen: Neben dem Bürstling auch Kreuzblümchen, Silberdistel,  Schwarzwurzel und vor allem der Böhmische Enzian!
  • Seltene Flachbärlappe auf den Schipisten des Hochfichtes.

Natur und Landschaft - Fotos

  • Wanderweg durch das Spirkenhochmoor Bayerischen Au

    Quelle: GrünIntegral

    Wanderweg durch das Spirkenhochmoor Bayerischen Au

  • Silberdistel (Carlina acaulis)

    Quelle: GrünIntegral

    Silberdistel (Carlina acaulis)

 

Standortpotenziale

  • Potenzial zur Ausbildung von Lebensräumen für große Wildtiere
  • Potenzial zur (Weiter-) Entwicklung natürlicher Waldgesellschaften
  • Potenzial zur Anlage strukturreicher Waldränder
  • Potenzial an Vernässungsstandorten
  • Potenzial zur Entwicklung typischer Bachbegleit-Flora
  • Potenzial zur Entwicklung extensiver, bodensaurer Wiesenstandorte

Landschaftsbild

  • Ruhiger, sanfter und breiter Gebirgsrücken, der das Landschaftsbild weithin durch seine Höhenlage beeinflusst. Die höheren Gipfel wie Plöckenstein, Hochficht, Bärenstein und Sternstein ordnen sich der Gesamtheit unter. Daneben auch breite Hochflächen und das tief eingeschnittene Tal des Klafferbaches.
  • Wellig geformte Landschaft, die von geschlossenen Waldflächen bedeckt wird. Sattes Grün der Fichte dominiert, im Herbst auch die Durchmischung mit Buche gut erkennbar. Scheinbar endlos weite Waldfläche setzt sich auch jenseits der Staatsgrenzen in Bayern und Böhmen fort.
  • Sehr erlebniswirksamer Kontrast der waldfreien Siedlungsbereiche und der zahlreichen kleinen Waldwiesen zu den ausgedehnten Waldflächen.
  • Viele schöne Details wie Findlingssteine, Blockburgen, und Moorflächen.

Natur und Landschaft - Fotos

  • Verzahnung mit der südlich angrenzenden Kulturlandschaft des Mühltales

    Quelle: GrünIntegral

    Verzahnung mit der südlich angrenzenden Kulturlandschaft des Mühltales

  • Die geschlossene Waldfläche des Böhmerwaldes von der Aussichtswarte Moldaublick, Blickrichtung Nordwest

    Quelle: GrünIntegral

    Die geschlossene Waldfläche des Böhmerwaldes von der Aussichtswarte Moldaublick, Blickrichtung Nordwest

  • Größere Laubwaldinseln im nordwestlichen Teil des Böhmerwaldes

    Quelle: GrünIntegral

    Größere Laubwaldinseln im nordwestlichen Teil des Böhmerwaldes

  • Blick auf den tschechischen Teil des Böhmerwaldes

    Quelle: GrünIntegral

    Blick auf den tschechischen Teil des Böhmerwaldes

  • Moos- und flechtenbewachsener Findling im Wald

    Quelle: GrünIntegral

    Moos- und flechtenbewachsener Findling im Wald

  • Das Fichtenhochmoor Deutsches Haidl

    Quelle: GrünIntegral

    Das Fichtenhochmoor "Deutsches Haidl"

  • Wanderweg durch das Spirkenhochmoor Bayerischen Au

    Quelle: GrünIntegral

    Wanderweg durch das Spirkenhochmoor Bayerischen Au

 

Besonderheiten

Kulturhistorische Besonderheiten:
  • Schwedenschanze bei Oberhaag
  • Schwarzenbergscher Schwemmkanal
  • Glaserzeugung im Sonnenwald
  • Kapellen und Kirchen
  • Zollhausarchitektur
Landschaftliche Besonderheiten:
  • Gipfel des Böhmerwaldes (Plöckenstein, Bärenstein, Sternstein)
  • Sternsteinwarte
  • Aussichtsturm am Moldaublick
  • Blockburgen, Felsengebilde, Dreieckmark, Findlinge.
Naturkundliche Besonderheiten:
  • Moore (z.B. Bayerische Au, Auerl, Böhmisches und Deutsches Haidl)
  • Buchwaldl, Hangwälder des Rot- und Klafferbaches, Tannenbestände beim Bärenstein, Teile des subalpinen Fichtenwaldes im Bereich des Plöckensteins
  • Böhmischer Enzian, Pannonischer Enzian, Weißer Germer, Luchs.

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  • Schwarzenbergscher Schwemmkanal (Restaurierter Abschnitt)

    Quelle: GrünIntegral

    Schwarzenbergscher Schwemmkanal (Restaurierter Abschnitt)

  • Die geschlossene Waldfläche des Böhmerwaldes von der Aussichtswarte Moldaublick, Blickrichtung Nordwest

    Quelle: GrünIntegral

    Die geschlossene Waldfläche des Böhmerwaldes von der Aussichtswarte Moldaublick, Blickrichtung Nordwest

  • Blick auf den tschechischen Teil des Böhmerwaldes

    Quelle: GrünIntegral

    Blick auf den tschechischen Teil des Böhmerwaldes

  • Moos- und flechtenbewachsener Findling im Wald

    Quelle: GrünIntegral

    Moos- und flechtenbewachsener Findling im Wald

  • Wanderweg durch das Spirkenhochmoor Bayerischen Au

    Quelle: GrünIntegral

    Wanderweg durch das Spirkenhochmoor Bayerischen Au

  • Das Fichtenhochmoor Deutsches Haidl

    Quelle: GrünIntegral

    Das Fichtenhochmoor "Deutsches Haidl"

 

Landschaftsgeschichte

  • Die erste Kolonisationswelle begann im Mittelalter in klimatisch begünstigten Tal- und Terrassenflächen. In den hohen Lagen verblieben natürliche Waldflächen.
  • Ab dem 17. Jahrhundert entstanden Köhlerbetriebe und Glashütten, die enorme Mengen an Holz für Pottasche und zur Energiegewinnung benötigten. In dieser Zeit entstehen auch Hochlagenwiesen durch Brandrodung und Beweidung.
  • Die planmäßige Nutzung der Wälder in den entfernteren Lagen des Böhmerwaldes wurde erst mit dem Schwarzenbergschen Schwemmkanal (ab 1789) möglich. Die natürlichen Wälder verschwanden zunehmend.
  • Die Hauptsiedlungsgebiete lagen in den Talbereichen, kleine Siedlungen in höheren Lagen wurden dort errichtet, wo es aus Produktionsgründen für die Arbeiter notwendig war.
  • Mit dem Ende der Glashütten- und Köhlerbetriebe im 19. Jahrhundert setzte eine intensive Wiesenweidewirtschaft ein. 1950 wurden nicht mehr benötigte Weidenwiesen vom Stift Schlägl gekauft und aufgeforstet (Mischforst).
  • Grenzlandlage zum Eisernen Vorhang bis zur Ostöffnung (EU-Beitritt Tschechiens)

Natur und Landschaft - Fotos

  • Schwarzenbergscher Schwemmkanal (Restaurierter Abschnitt)

    Quelle: GrünIntegral

    Schwarzenbergscher Schwemmkanal (Restaurierter Abschnitt)

  • Schöneben mit verbrachendem Grünland, im Vordergrund eine junge Fichtenaufforstung

    Quelle: GrünIntegral

    Schöneben mit verbrachendem Grünland, im Vordergrund eine junge Fichtenaufforstung

  • Noch waldfreie Wiesenlandschaft Sonnenwald

    Quelle: GrünIntegral

    Noch waldfreie Wiesenlandschaft Sonnenwald

  • Offenlandschaft bei Schöneben

    Quelle: GrünIntegral

    Offenlandschaft bei Schöneben

  • Blick auf den tschechischen Teil des Böhmerwaldes

    Quelle: GrünIntegral

    Blick auf den tschechischen Teil des Böhmerwaldes

 

 

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