Raumcharakter

 

 

Leitstrukturen

  • Der Hausruckwald ist zusammen mit dem Kobernaußerwald eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Europas. Die Waldbestockung nimmt in der Raumeinheit „Hausruck- und Kobernaußerwald“ somit einen überragenden Stellenwert ein. Der über weite Strecken geschlossene Grünzug stellt auch eine wichtige Wanderstrecke für verschiedene Säugetierarten (z.B. Luchs) dar.

Lebensraumtypen

  • Wälder:
    • Fichtenforste sind mit Abstand der dominierende Gehölztyp im Hausruck- und Kobernaußerwald.
    • Der Eichen-Hainbuchenwald tritt als vermutlich ehemals weit verbreiteter Waldtyp heute nur mehr sehr selten und dann allenfalls untypisch auf. Er ist hauptsächlich auf Hangfüße und Talböden des nördlichen und westlichen Kobernaußerwaldes beschränkt.
    • Der typische Hainsimsen-Buchenwald ist im Hausruck- und Kobernaußerwald ein von Rotbuche fast alleinig dominierter Hallenwald mit zum Teil beeindruckendem Buchen-Altholz.
    • Artenreichere Buchenwaldtypen wie der Waldmeister-Buchenwald sind im Naturraum als Besonderheit anzusehen und überaus schützenswert.
    • Schlucht- und Hangwäldern kommen im Hausruck- und Kobernaußerwald nur punktuell und fast durchwegs kleinflächig vor – es handelt sich hier bezogen auf die Raumeinheit um sehr seltene und zugleich äußerst schützenswerte Waldtypen.
    • Bach-Eschenwälder sind über das gesamte Gebiet verbreitet (außer Kobernaußerwald-Westteil), treten aber meist nur kleinflächig und auf Grund menschlicher Überprägung oftmals untypisch auf.
    • Schöne Vorkommen von Schwarzerlen-Uferwäldern finden sich im Moosbachtal, aber auch im übrigen Kobernaußer- und Hausruckwaldgebiet treten diese Bestände auf.
    • Schwarzerlen-Bruchwälder fehlen im Hausruck zur Gänze, treten aber vereinzelt im Kobernaußerwald noch auf.
    • Vorkommen von natürlichen Tannenwäldern bestehen in unterschiedlichem Ausmaß im gesamten Naturraum mit Schwerpunkt auf dem Kobernaußerwald-Ostteil und dem Hausruck-Westteil.
  • Moore:
    • Quellmoore haben sich sehr selten im Gebiet ausgebildet.
    • Von den ehemals in den Talbereichen häufig anzutreffenden Niedermooren sind auf Grund der weit reichenden Entwässerungen der 60er und 70er Jahre des 20. Jh. heute nur mehr kümmerliche Reste vorhanden (z.B. im Redltal oder im Moosbachtal).
    • Hochmoore treten im Hausruck- und Kobernaußerwald nur an wenigen Stellen und sehr kleinflächig auf.
  • Wiesen:
    • Von den verbliebenen Feuchtwiesentypen kommen noch Bachkratzdistel-Wiesen, Seegraswiesen, Fadenbinsensümpfe, Großseggensümpfe, Mädesüß-Fluren, Schlangenknöterichwiesen und Pfeifengraswiesen in der Raumeinheit vor.
    • Magerwiesen (Rotschwingel-Rotstraußgraswiese, Halbtrockenrasen) treten heute nur mehr sehr kleinflächig auf.
    • Das artenarme, meist drei- bis vierschnittige Intensivgrünland dominiert die vorhandenen Wiesentypen.
  • Gewässer:
    • Die in der Raumeinheit vorhanden Stillgewässer wie Lösch- oder Fischteiche werden nur von wenigen Wasserpflanzen besiedelt (z. B. Kanadische Wasserpest, Teichlinsen). Die Uferbereiche werden meist von hochwüchsigen, nährstoffreichen Gesellschaften gebildet.
    • In den fließenden Gewässern finden sich außer Moosen und Algen praktisch keine Pflanzen.
    • Galeriewälder entlang von Bächen werden vor allem von der Schwarzerle und diversen Hochstauden dominiert.
  • Weitere Lebensraumtypen:
    • Hecken, Einzelbäume und Streuobstwiesen stellen wichtige Rückzugsräume für seltene Pflanzen- und Tierarten dar, mitunter können auch einzelne Schottergruben die Funktion von Ersatzlebensräumen erfüllen.
    • Natürliche Felsfluren beschränken sich im Wesentlichen auf kleinere Abbrüche von konglomeratisch verfestigten Schottern im Waldbereich, wo vor allem Moose und einzelne Farnarten vorkommen.

Natur und Landschaft - Fotos

  • Ausgedehnte Fichtenbestände im Kobernaußerwald.

    Quelle: O.Heberling

    Ausgedehnte Fichtenbestände im Kobernaußerwald.

  • Hainsimsen-Buchenwald mit reichlich Buchenverjüngung im Kobernaußerwald.

    Quelle: O.Heberling

    Hainsimsen-Buchenwald mit reichlich Buchenverjüngung im Kobernaußerwald.

  • Erlen-Schwarzerlen-Feuchtwald im Holzwiesental.

    Quelle: Stöhr

    Erlen-Schwarzerlen-Feuchtwald im Holzwiesental.

  • Feuchtwiese im Moosbachtal.

    Quelle: Stöhr

    Feuchtwiese im Moosbachtal.

  • Natürlicher Verlauf des Baches im Holzwiesental

    Quelle: Heberling

    Natürlicher Verlauf des Baches im Holzwiesental

  • Steiler Schotterabbruch am Hobelsberg.

    Quelle: Stöhr

    Steiler Schotterabbruch am Hobelsberg.

 

Tierwelt

  • Unter den Säugetieren verdienen die Fischottervorkommen im Kobernaußerwald und das Vorkommen des Mausohrs, einer Fledermausart, Beachtung.
  • Aktuelle Brutvorkommen des Schwarzstorches, des Graureihers, des Uhus, des Wanderfalken, des Weißrückenspechtes und der Waldschnepfe finden sich in der Raumeinheit.
  • Der Grasfrosch ist die mit Abstand häufigste Amphibienart, Gelbbauchunke und Feuersalamander sind anzutreffen, ebenso Teich- und Bergmolch.
  • Von den Kriechtierarten ist neben den weit verbreiteten Arten Blindschleiche, Zauneidechse und Waldeidechse die Kreuzotter hervorzuheben, deren ehemals weite Verbreitung im Hausruck heute auf kleine Restvorkommen geschrumpft ist.
  • Die bachnahen Feuchtwiesenkomplexe im Moosbachtal beherbergen ein landesweit bedeutendes Vorkommen der Sumpfschrecke, einer Heuschreckenart.

Pflanzenwelt

  • Vorkommen von Harz-Labkraut (Galium saxatile) oder Salbei Gamander (Teucrium scorodonia) spiegeln den subozeanischen Klimaeinfluss wider.
  • Neben dieser klimatischen Florenprägung wirken sich auch die verbreiteten sauren Schotter auf das Pflanzenkleid aus, so dass anspruchslose, säureliebende Pflanzenarten durchwegs dominieren.
  • Lediglich punktuell, z. B. im Bereich der Waldquellhorizonte oder von konglomeratisch verfestigten Schotterabbrüchen können kalk- und basenliebende Arten wie Seidelbast (Daphne mezereum) oder Gewöhnlicher Schildfarn (Polystichum aculeatum) auftreten.
  • Vorkommen des vom Aussterben bedrohten Schönen Johanniskraut (Hypericum pulchrum) im Kobernaußerwald (galt lange Zeit als verschollen).
  • Vorkommen von Drachenwurz (Calla palustris) sowie vom Flachen bzw. Isslers Bärlapp (Lycopodium complanatum und L. issleri) – in Oberösterreich ebenfalls vom Aussterben bedroht.
  • Vorkommen des Wald-Läusekrautes (Pedicularis sylvatica) in einem Moorrandbürstlingsrasen im Moosbachtal.
  • Das Gebiet der sogenannte Straawiesen im Redltal umfasst neben der sehr seltenen gewordenen Berg-Arnika (Arnica montana) unter anderem lokal seltene Orchideen wie z. B. Grünliche Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha) oder Fleischfarbenes Fingerknabenkraut (Dactylorhiza incarnata ssp. incarnata).
  • Besonders hochwertig sind die letzten Quellmoore des Gebietes, vor allem das Naturschutzgebiet „Spiaßmoia“ mit Vorkommen des Lungenenzians (Gentiana pneumonanthe).

Standortpotenziale

  • Potenzial zur (Weiter-) Entwicklung naturnaher Waldgesellschaften
  • Potenzial zur Entwicklung artenreicher Klein- und Kleinststandorte entlang von Störlinien und punktuellen Störstellen innerhalb der Forste
  • Potenzial zur Entwicklung strukturreicher Waldränder
  • Potenzial zur Entwicklung von durchgängigen Wildlebensräumen
  • Potenzial zur Entwicklung von naturnahen Stillgewässern
  • Potenzial zur Entwicklung naturnaher Lebensräume in Schottergruben und Steinbrüchen
  • Potenzial zur Entwicklung der Kulturlandschaft

Landschaftsbild

  • Der Hausruckwald ist zusammen mit dem Kobernaußerwald eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Mitteleuropas.
  • Durch seine auf Hügeln bzw. Rücken gegenüber dem Umland etwas emporgehobene Lage ist dieser mächtige Waldbestand weithin sichtbar.
  • Er stellt einen zentralen Bereich hinsichtlich der Gliederung der umliegenden Landschaft dar.
  • In den besiedelten Landschaften der Raumeinheit stellen Hecken, Einzelbäume, Ufergehölzstreifen entlang von Bächen und vor allem die Streuobstwiesen im Umfeld der Bauernhöfe prägende Landschaftselemente dar.

Besonderheiten

  • Kulturhistorische Besonderheiten:
    • Neben der berühmten Wallfahrtskirche in Maria Schmolln sind etliche weitere kleine Kirchen und vor allem Kapellen in der Raumeinheit vorhanden.
    • Lokal sind einige regionstypische Kulturgüter wie Erdställe, Troadkästen oder alte Mühlen in unterschiedlichem (Verfalls-)Zustand erhalten geblieben.
    • Darüber hinaus sind aufgrund der hohen Waldbedeckung kaum weitere kulturhistorisch bedeutsame Elemente anzutreffen.
  • Landschaftliche Besonderheiten:
    • Der gesamte bewaldete Höhenrücken der Raumeinheit stellt an sich ein von weithin sichtbares, sehr markantes Landschaftselement des oberösterreichischen Alpenvorlandes dar.
    • Außerhalb der geschlossenen Waldbestände bereichern Hecken, Ufergehölze, Streuobstwiesen und Kleinwälder die in sanfte Hügel und Täler gegliederte Landschaft.
    • Am Steiglberg befindet sich ein Aussichtsturm, von wo aus sich ein weiter Blick über das Innviertel, Richtung Salzburg bzw. das gesamte umliegende Alpenvorland bietet.
    • Vom Höhenrücken des Hausrucks aus (z.B. am Rothauptberg) hat man einen herrlichen Ausblick nach Süden zum Salzkammergut Seengebiet und zu den Alpen, nach Norden weit hinein bis ins Innviertel und sogar bis zum Böhmerwald.
  • Naturkundliche Besonderheiten:
    • Das Naturschutzgebiet „Spiaßmoia“ in St. Johann am Walde, eines der letzten Quellmoore des Gebietes.
    • Einige Naturdenkmäler, wobei es sich vorwiegend um Einzelbäume bzw. Baumreihen handelt.
    • Ein Eschen-/Ahorn-/Ulmen-dominierter Schlucht- bzw. Hangmischwald auf anstehendem Konglomeratschotter am Hobelsberg und ein ähnlicher Standort am Hofberg im Hausruck, ebenfalls mit in der Gegend relativ einzigartigen Konglomeratstein-Abbrüchen.

Natur und Landschaft - Fotos

  • Steiler Schotterabbruch am Hobelsberg.

    Quelle: Stöhr

    Steiler Schotterabbruch am Hobelsberg.

 

Landschaftsgeschichte

  • Die gesamte Raumeinheit stellte ursprünglich ein geschlossenes Urwaldgebiet dar.
  • Die Täler wie das Mattigtal, das Moosbachtal oder das Riedltal können ab der Kelten- und Römerzeit als besiedelt angesehen werden.
  • Mit Errichtung der Trift begann eine noch recht geringe Nutzung des Waldes – vorerst überwiegend nur von Brennholz.
  • Mit dem Bau der Bahnen und der Dampfsägen begann sodann eine erste wirkliche Nutzung des Waldes.
  • Der älteste Nachweis über die Holzverwertung stammt aus dem 15. Jahrhundert.
  • In früherer Zeit wurden im Wald noch zahlreiche Nebennutzungen durchgeführt wie zum Beispiel Streugewinnung, Waldweide, das sogenannte „Pecheln“ (Pechgewinnung), die Raschgrasgewinnung (Schneiden der Seegras-Segge Carex brizoides) oder die Köhlerei (Holzkohlenerzeugung).
  • Um 1800 begann die Gewinnung der Braunkohle in der Hausruck-Region.
  • Hinsichtlich der Baumartenverteilung um 1800 nahm etwa ein Drittel der Fläche die Rotbuche ein, zwei Drittel wurden von Fichten, Tannen und Föhren bestockt.

 

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