Das „Grüngeflammte“ der Gmundner Keramik wird immaterielles Kulturerbe der UNESCO

Landeskorrespondenz

(Presseaussendung vom 5.5.2021)

Die österreichische UNESCO-Kommission hat im April 2021 drei neue „Elemente“ in die nationale Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen, darunter eines aus Oberösterreich: das „Traditionelle Handwerk in Gmunden: das Flammen von Keramik.“ Damit ist ein weiteres bedeutendes handwerkliches Kulturerbe Oberösterreichs ausgezeichnet worden. 
Insgesamt finden sich derzeit auf der nationalen, österreichischen Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO 136 Traditionen, 30 davon kommen aus Oberösterreich oder stehen in unmittelbarem Zusammenhang zu unserem Land.
„Jede Tradition und jedes Brauchtum, das in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes Eingang findet, muss über mehrere Generationen hinweg bis in die Gegenwart gelebt werden. Das unterstreicht, wie lebendig Traditionen in Oberösterreich gepflegt werden und wie sehr sie auch in der Gegenwart unseren Alltag prägen. Die Bewahrung unserer Heimat, unserer Traditionen und Wurzeln ist ein zentraler Auftrag in Oberösterreich“, betont Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer.


Keramik-Land Oberösterreich
Fast jedem Österreicher ist das „Grüngeflammte“ der Gmundner Keramik ein Begriff. Dass die Technik bereits im 17. Jahrhundert in Gmunden nachweisbar ist und bis heute als gelebte Tradition immer noch ausgeführt wird, ist weniger bekannt, aber einzigartig. Zur großen Blüte des Gmundner Keramik-Handwerks hatte sich im Laufe des 17. Jahrhunderts die typische Dekortechnik mit dem bekannten Grün nach eigener Rezeptur bereits etabliert. Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde in Gmunden die typische Musterung mit Bänderung in Grün auf weißem Glasurgrund vor-wiegend für Gebrauchskeramik als Schmuck verwendet. Diese sehr spezifische Auszier etablierte sich unter der Bezeichnung „Grüngeflammtes Geschirr“. Dass dabei vorwiegend mündliche Überlieferung in der Unterweisung der Technik notwendig ist, erklärt sich aus der Technik heraus. „Dass dieses alte Handwerk heute noch gepflegt wird, ist ein großes Verdienst der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gmundner Keramik, denen ich dafür sehr herzlich danke“, so Landeshauptmann Mag. Stelzer, der auch der MF-Gruppe Anif, die das Traditionsunternehmen und seine Produktpallette zeitgemäß weiterentwickelt, für ihr großes Engagement dankt.

 
Eine „Godenschale“ als weltweit älteste, grün geflammte Keramik in den Sammlungen des Oberösterreichischen Landesmuseums
Hinter der schlichten Inventarnummer K 133 verbirgt sich in den Sammlungen des Landesmuseums ein bedeutender Kulturschatz. Handelt es sich doch bei der Godenschale mit weißer Zinnglasur und grüngeflammtem Dekor um die weltweit älteste erhaltene Schale in dieser Technik. Die Deckelschale ist mit zwei plastisch ausgeformten Engelsköpfen als Handhaben ausgestattet und hat einen Durchmesser von lediglich 16 Zentimeter. Hergestellt wurde sie in Gmunden im 2. Viertel des 17. Jahrhunderts. Die berühmte Godenschale wurde 1907 bei Umbauarbeiten in Schwanenstadt gefunden und ging als Schwanenstädter Fund in die Geschichte ein. Der Erwerb durch das Landesmuseum wurde durch Spenden von oberösterreichischen Firmen und Privatpersonen möglich. Letztere, darunter auch die Förderer des Oö. Landesmuseums, tragen auch heute noch sehr wesentlich zur Sammlungserweiterung bei. So konnte zuletzt ein großer Teil der von der Wiener Werkstätte gestalteten Ladeneinrichtung der Schleiss Keramik Gmunden erworben werden.


Ausstellung zur Gmundner Keramik im Schlossmuseum Linz
Im November 2021 wird die OÖ. Landes-Kultur GmbH in einer Ausstellung die Geschichte der Gmundner Keramik von Grüngeflammt bis zu den farbenfrohen Fayencen würdigen. Erzählt wird auch die Entwicklung von einstmals vielen Werkstätten bis zu einer der wenigen, heute noch bestehenden. In begleitenden Workshops - eine Kooperation mit dem Unternehmen Gmundner Keramik - können unterschiedliche Techniken erlernt und vertieft werden. Ein Teil des Vermittlungsprogramms werden Kurse zur Arbeit mit 3D Keramikdruckern sein. Parallel zur Ausstellung erscheint eine Publikation zur Geschichte der Gmundner Keramik.


Gründung der Academy of Ceramics Gmunden 
Anlässlich der Erhebung der Gmundner Flammtechnik zum immateriellen Kulturerbe wird im Laufe dieses Jahres die Academy of Ceramics Gmunden (AoCG) gegründet. „Wir wollen dazu beitragen, dieses großartige, traditionelle Handwerk in die Zukunft zu führen. Dazu ist es nötig, Künstler/innen, Handwerker/innen und all jene zu fördern, die sich diesem Metier verschrieben haben“, freut sich Alfred Weidinger, Direktor der Landes-Kultur GmbH, schon heute auf die in 2022 beginnenden Projekte.