LR Steinkellner: Gurkerlwasser vs. Streusalz

Landeskorrespondenz

(Presseaussendung vom 27.1.2021)

Seit etwa einem Jahr verwendet die niederbayrische Straßenmeisterei in Dingolfing Gurkenwasser, um die Straßen im Winter sicher zu halten. Dieses Pilotprojekt zeigt sich aufgrund der passenden Rahmenbedingungen als ein erfolgreiches Modell. Für Oberösterreich wäre ein solches aber nicht effizient. 


Das Salz verhindert nicht nur, dass nasse Straßen gefrieren, sondern sorgt auch dafür, dass Schnee und Eis schmelzen. Seit rund 10 Jahren wird in Europa als Streumittel Feuchtsalz verwendet. Dabei werden dem trockenen Streusalz 30 bis 70 Prozent Salzsole beigemischt. Präventiv kann auch mit 100 % Sole gestreut werden. Die Sole wird von den Straßenmeistereien teuer zugekauft oder selbst aus Streusalz und Wasser hergestellt. Im bayrischen Dingolfing wurde aus der Not eine Tugend gemacht, und anstatt Salzsole Gurkenwasser für den Winterdienst verwendet. 

Dieses Gurkenwasser stammt aus der Essiggurkenproduktion des Feinkostherstellers Develey. Hier werden in 1.000 Silos Salzgurken produziert. Dazu werden die Gurken für etwa zwei Monate in Salzlake gelagert. Das verbleibende Salzwasser wird geklärt und entsorgt. Der Produzent hatte zunehmend Probleme, die großen Mengen an Abwasser richtlinienkonform zu klären. Auch die dafür anfallenden Kosten stellten einen nicht unwesentlichen Aspekt für ein Umdenken dar. Nach Gesprächen mit der örtlichen Straßenmeisterei einigte man sich darauf, ein einjähriges Pilotprojekt umzusetzen. Der Produzent übernimmt dabei den gesamten Filtrierungsprozess, um der Straßenmeisterei ein Produkt, das alle Anforderungen erfüllt, zur Verfügung stellen zu können. Seit rund einem Jahr wird das Wasser mit sieben Prozent Salzanteil nun zu 21-prozentiger Sole veredelt und kann wirkungsvoll gegen Eis und Schnee eingesetzt werden. Durch den Einsatz von Gurkenwasser können bis zu 1.000 Tonnen Streusalz in Dingolfing gespart werden. Für den Produzenten ist die Umwandlung sogar mit Kostenvorteilen verbunden, da eine Klärung des Gurkenabwassers wesentlich aufwendiger und teurer ist. 

„Das ist nicht nur ein sehr erheiterndes, sondern auch wirklich tolles Recycling-Modell. 
Bei den bayrischen Nachbarn passen die Rahmenbedingungen für alle Beteiligten bestens zusammen und es entsteht eine Win-win-Situation. Die Straßenmeisterei erhält ein auf die Bedürfnisse erstelltes Winterdienstprodukt und der Essiggurkenproduzent spart sich dadurch sogar Kosten. Leider sind die Rahmenbedingungen in Oberösterreich etwas komplexer. Das Verhältnis des Aufwands und der Kosten steht hier in keinem Verhältnis. Deshalb ist ein solches Projekt leider nicht zielführend“, so Landesrat für Infrastruktur Mag. Günther Steinkellner. 

Auch in Oberösterreich gibt es mit der Firma Efko einen großen Gurkenproduzenten, der einen Baustein in solch einem Streusalzprojekt einnehmen könnte. Allerdings ergeben sich weitere Elemente, die in nicht einfach umzusetzen sind. 

Die in Oberösterreich verfügbaren Mengen an Salzsole sind im Vergleich zu Bayern einfach zu gering, um sie sinnvoll im Winterdienst einsetzen zu können. Nur rund 50.000 Liter an Salzlake fallen jährlich an. Die oö. Straßenmeistereien haben im laufenden Winter 2020/21 aber bereits 11.000.000 Liter Sole verbraucht. 

Die möglichen Einsparungen würden ausgehend von einer verfügbaren Menge von 50.000 Litern Salzlake, die im Winterdienst eingesetzt werden, rund 45.000 Liter Wasser und 11 Tonnen Salz bzw. rund 1.500 Euro betragen. Voraussetzung dafür wäre aber, dass die Salzlake wie in Bayern vom Gurkenproduzenten filtriert und mit einer von 7 % auf 21 % erhöhten Salzkonzentration zur Verfügung gestellt würde.

Problematisch ist auch, dass die Salzlake in der Produktion über einen längeren Zeitraum kontinuierlich anfällt, im Winter aber große Mengen Sole in einem kurzen Zeitraum benötigt werden, sodass eine Zwischenlagerung in der Straßenmeisterei notwendig wäre. Die Kosten für die Errichtung der dafür notwendigen Lagertanks und der Transport zu den Straßenmeistereien würden die möglichen Einsparungen um ein Vielfaches überschreiten. 

„Wir hätten gerne ein Pilotprojekt nach bayrischem Vorbild in getestet. Allerdings sind die ökonomischen und ökologischen Rahmenbedingungen nicht geeignet. Im Fokus steht die heimische Sicherheit im Verkehr, die mit einem effizienten Mitteleinsatz gewährt werden soll. Künftig wird also im Raum Eferding kein Gurkerlwasser auf den winterlichen Straßen zu riechen sein“, so Landesrat für Infrastruktur Mag. Günther Steinkellner.