Landeshauptmann-Stv. Dr. Manfred Haimbuchner und Landesrat Wolfgang Klinger: Naturschutz und Wasserwirtschaft Hand in Hand für den Artenschutz

Hochkarätige Delegation setzt junge Flussperlmuscheln in der Maltsch aus

Landeskorrespondenz

Die Regionen Mühlviertel und Südböhmen teilen eine wechselvolle Geschichte. Was sich jedoch die vergangenen Jahrtausende nicht geändert hat, ist, dass sich das Wasser von beiden Seiten im Grenzfluss Maltsch vereinigt. Dieses verbindende Element ist auch der Ausgangspunkt für das grenzüberschreitende Interreg-Projekt Malšemuschel.

 

Ziel des von Europäischer Union, tschechischem Umweltministerium und Land Oberösterreich, Abteilung Wasserwirtschaft und Naturschutz, finanzierten Projektes ist es, Wissen zu den Themen Erosion, Sedimenthaushalt und Hochwasserschutz zu generieren und zugleich die schwindende Population der Flussperlmuschel zu stärken.

 

Erste Exemplare von jungen Flussperlmuscheln wurden nun durch den tschechischen Premierminister Andrej Babiš, den tschechischen Umweltminister Richard Brabec, den oberösterreichischen Landesrat für Wasserwirtschaft Wolfgang Klinger und Sektionschef Günter Liebel aus dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus unter großem Medienandrang in der Maltsch ausgesetzt.

 

Die Veranstaltung wurde auch dazu genutzt, die Ergebnisse der verschiedensten Untersuchungen, hydraulischen Modellversuchen und die Planungen eingehend mit Felix Weingraber und Torben Walter, den Projektverantwortlichen des Landes Oberösterreich, sowie Christoph Hauer von der Universität für Bodenkultur und Sarah Höfler vom Ingenieurbüro blattfisch, zu diskutieren.

 

„Wir haben in Oberösterreich im letzten Jahrzehnt eine Vielzahl an Arten- und Lebensraumschutzprojekten durchführen können und haben für diese Arbeit stets nationale und internationale Partner gefunden.

Den europäischen Vergleich unserer Projekte brauchen wir daher nicht scheuen. Es freut mich, dass das Schutzprojekt Flussperlmuschel so große Beachtung findet und dass der Informations- und Wissensaustausch so gut funktioniert.

 

Wir arbeiten nicht nur eng mit der Wissenschaft zusammen, sondern wir schaffen auch Synergieeffekte durch eine enge Abstimmung von Naturschutz und Wasserwirtschaft. Mit diesem Weg haben wir gute Chancen, eine Trendumkehr beim Artenrückgang möglich zu machen und nachfolgenden Generationen eine blühende und artenreiche Heimat zu hinterlassen“, zeigt sich Naturschutzreferent Landeshauptmann-Stv. Dr. Manfred Haimbuchner zuversichtlich.

 

Diese auf den ersten Blick recht unterschiedlichen Themen passen sehr gut zusammen, weil ihnen gemeinsam ist, dass man für ihre Bearbeitung die Nutzungen und Prozesse im gesamten Einzugsgebiet betrachten muss.

 

Dafür wurden von den Auftragnehmern auf österreichischer Seite, der Universität für Bodenkultur und dem Ingenieurbüro blattfisch e.U., umfangreiche Messungen des Sedimenttransportes, Modellierungen der Zusammenhänge zwischen Niederschlägen und Erosion oder auch Untersuchungen zu Verlandungstendenzen des vorhandenen Hochwasserschutzes durchgeführt.

 

„Wir haben hier ein großartiges internationales Projekt, das viele Aspekte in sich vereint und bei dem der Hochwasserschutz eine wichtige Rolle für den Natur und Artenschutz spielt. Sedimenteintragungen sind gerade für junge Flussperlmuscheln ein Problem.

 

Durch den Hochwasserschutz in Leopoldschlag wird dies verhindert und ein lebensfreundliches Umfeld für die Muschel geschaffen“, betont Landesrat Wolfgang Klinger die Wichtigkeit vernetzten Denkens und Handelns.

 

 

Zusätzliche Informationen zum Projekt  / Region und historischer Hintergrund
 

Die Maltsch - auf Tschechisch Malše - ist hydrologisch, ökologisch und historisch ein sehr spezielles Gewässer. Als einer der wenigen Flüsse in Österreich fließt sie Richtung Norden in die Elbe. Als Grenzfluss hat sie eine wechselvolle Geschichte hinter sich.

 

Während die Geschichte von Südböhmen und Oberösterreich früher eng verwoben war, teilte hier einige Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts der „Eiserne Vorhang“ Europa. Während viel menschliches Leid die Folge war, blieb gleichzeitig ein Rückzugsort für die Natur erhalten. Der Bereich ist nunmehr Teil des sogenannten Naturschutzverbundes „Grünes Band“, das vom Baltikum bis Südeuropa reicht. Auch an der Maltsch besteht heute ein Europaschutzgebiet, in dem noch seltene Tier- und Pflanzenarten zu finden sind.

 

Zum Projekt
 

Aufgesetzt wurde das Projekt von folgenden Partner-Institutionen in der Tschechischen Republik und in Österreich:

  • Umweltministerium Tschechien (Lead-Partner)
  • Kreis Südböhmen
  • Land Oberösterreich, Abteilung Wasserwirtschaft
  • Land Oberösterreich, Abteilung Naturschutz
  • Masaryk Water Research Institute
  • Naturschutz Agentur Tschechien

 

Die praktische Umsetzung erfolgt auf österreichischer Seite durch die Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung (Prof. Christoph Hauer) und das Büro blattfisch e.U. (Sarah Höfler).
 

Umsetzungszeitraum: 2017 bis 2020

Projektvolumen: Insgesamt circa ~ 1,7 Mio. Euro (AT 40 % / CZ 60 %)

85 % Kofinanzierung der EU