Föderalismus-Symposium des Oö. Landtags - Digitalisierung: Chance und Herausforderung für Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung

Landeskorrespondenz

(Presseaussendung vom 4.10.2019)

Im heurigen Jahr wurde für das Föderalismus-Symposium des Oö. Landtags bewusst der Themenbereich Digitalisierung und als Veranstaltungsort das Ars Electronica ausgewählt.

„Digitalisierung ist ein weltweit aktuelles Thema, dem sich auch wir nicht verschließen können. Es stellt uns einerseits vor große Herausforderungen und verändert unsere Gesellschaft, gleichzeitig eröffnet es aber auch neue Möglichkeiten. Digitalisierung mit all seinen Ausprägungen ist ein wesentlicher Innovationsmotor für den Standort Oberösterreich und betrifft jede und jeden. Gemeinsam müssen wir die Chance nutzen und die dafür notwendigen Rahmenbedindungen schaffen. Nur so können wir im Wettbewerb der Regionen weiter vorne mitmischen“, erklärte Landtagspräsident KommR Viktor Sigl eingangs.

 

Neben den zwei hochkarätigen Gastreferenten Mag.a Dr.in Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Ö. Forschungsförderungsgesellschaft und DDr. Robert Krimmer, Professor für E-Governance an der Technischen Universität Tallinn, brachten auch Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer und die Klubobleute der vier Landtagsparteien ihre Ideen und Impulse zu diesem Thema ein.

 

„Für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich ist die digitale Transformation einerseits eine große Herausforderung, weil viele Unternehmen rasch ihre Abläufe und Geschäftsmodelle an die neue Zeit anpassen müssen. Andererseits bietet uns die Digitalisierung die Möglichkeit, unsere Stärken am Standort auszuspielen. Wir sind nicht die billigste oder rohstoffreichste Region. Aber wir haben viele sehr gut ausgebildete Menschen, ein starkes Innovationsökosystem und eine herausragende Lebensqualität. Und das zählt im digitalen Zeitalter genauso wie die sogenannten harten Standortfaktoren“, so Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer.

 

Das digitale Estland ist Vorreiter in Sachen Digitalisierung in Europa: 600 e-Dienste für Bürgerinnen und Bürger, 2.400 e-Anwendungen für Unternehmen und 99 Prozent der staatlichen Verwaltung funktionieren online. Der Blick über den Tellerrand und ‚Lernen von den Besten‘ war und ist ein wesentliches Motto Oberösterreichs. Deshalb wurde auch DDr. Krimmer eingeladen.

 

"Erschwinglicher Breitband-Internetzugang im ganzen Land, alle Schulen und Regierungsgebäude sind seit über 25 Jahren an das Internet angeschlossen, die digitale Unterschrift ist akzeptiert, und nahezu jede/r Zweite gibt die Stimme online ab. Estland hat sich mit der Digitalen Transformation einen Standortvorteil erarbeitet, der das kleine Land nicht zuletzt dank Skype zum Silicon Valley Europas gemacht hat. Was kann Oberösterreich davon lernen? Breitbandausbau, Aufbau eines Digital Mindset in der Bevölkerung, Transparenz und Nachvollziehbarkeit als neue Qualität für den Datenschutz sowie mehr Nutzungsmöglichkeiten der Handysignatur schaffen - das gilt es als neue Herausforderung zu bewältigen“, betonte Krimmer in seinem Referat.

 

Dr.in Egerth, Geschäftsführerin der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), unterstrich in ihrer Keynote die Digitalisierung als gemeinsames Gestaltungsprojekt: Staat, Bürger/innen und Wirtschaft müssen zusammen ihre Handlungsspielräume nutzen. „Andere schlafen auch nicht und setzen schneller um. Wir haben in einigen Bereichen Nachholbedarf, die Digitalisierung ist in der österreichischen Wirtschaft und Gesellschaft noch nicht vollständig angekommen. Gerade Oberösterreich ist bei Innovationsthemen traditionell nicht mit Zuschauerplätzen zufrieden, sondern am Spielfeld ganz vorne dabei – Oberösterreich spielt in der Champions League und das soll auch bei der digitalen Transformation der Fall sein. Bleiben wir gemeinsam am Ball“, appellierte Egerth an alle Anwesenden.

 

Die Klubobleute der vier im Landtag vertretenen Parteien stellten sowohl die Chancen als auch Herausforderungen ins Zentrum ihrer Statements.

„In Oberösterreich gehen wir den Weg der Digitalisierung vorausschauend und setzen zahlreiche Initiativen. Vom flächendeckenden Breitbandausbau mit überdurchschnittlich großer finanzieller Unterstützung des Bundes bis hin zur Vorbereitung auf eine neue, digitalisierte Arbeitswelt bietet unser Bundesland ein umfangreiches Angebot. Um für die Jobs der Zukunft qualifiziert zu sein, sind die hohen Investitionen in die Aus- und Weiterbildung der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher unumgänglich. Mit der FH Oberösterreich und der Johannes Kepler Universität und Studienrichtungen wie Robotic Systems Engineering in Hagenberg oder Künstliche Intelligenz an der JKU steht der digitalen Zukunft in Oberösterreich nichts im Wege“, so ÖVP-Klubobfrau Mag.a Helena Kirchmayr.

 

"Bei der Digitalisierung hat unser Land im internationalen Vergleich durchaus Aufholbedarf. Wir müssen in den nächsten Jahren kräftig in diesen Bereich investieren, damit wir nicht irgendwann hinterherhinken. Die FPÖ hat sich daher immer für einen flächendeckenden Breitbandausbau eingesetzt. Dieser ist sowohl für Private als auch Unternehmen von großer Bedeutung. Aber auch das Steuersystem muss im digitalen Zeitalter ankommen. Darunter verstehen wir unter anderem eine echte Digitalsteuer auf EU-Ebene nach dem Konzept der digitalen Betriebsstätte", sagt FPÖ-Klubobmann Ing. Herwig Mahr.

 

„Die Digitalisierung ist für die Bevölkerung da und nicht umgekehrt“, bringt es Makor auf den Punkt. Digitale Angebote müssen daher so bürgerfreundlich gestaltet sein, dass sie gerne in Anspruch genommen werden, fehlerfrei funktionieren und auch von älteren Mitmenschen problemfrei bewältigt werden können. „Wer dennoch Hilfe auf analogem Weg sucht, kann nicht als Auskunft bekommen ‚das geht nur im Internet‘“, so SPÖ-Klubobmann Christian Makor. Im Anlassfall muss eben von Behördenseite gezeigt werden, wie die nötigen Schritte online zu schaffen sind.

 

„Der digitale Wandel ist eine große Chance für unsere Gesellschaft, birgt aber auch Risiken. Aufgabe der Politik ist es die Rahmenbedingungen bestmöglich auszugestalten. Dabei ist es ganz besonders wichtig, dass wir darauf achten all jene Menschen an den neuen Möglichkeiten einer digitalen Welt teilhaben zu lassen, die Gefahr laufen, den Anschluss zu verlieren“, erklärte Grünen-Klubobmann Dipl.-Päd. Gottfried Hirz in der Talkrunde.

 

Digitalisierung aktiv mitgestalten

„Wir müssen die zukünftigen Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung aktiv mitgestalten und die Gesellschaft fit machen, ihnen die Angst am digitalen Wandel nehmen und die neuen Möglichkeiten aufzeigen. Auch in der Verwaltung des Landes müssen wir mit der Zeit gehen. Die Bürgerinnen und Bürger wollen eine moderne Behörde und die Dienstleistungen vollelektronisch 24/7 nutzen können. Wir haben die ersten Schritte dahin gesetzt und werden dieses Thema weiter vorantreiben. Bleiben wir gemeinsam am Ball“, so Sigl abschließend.