LR Anschober: 255 Jahre tagtägliche Wetterbeobachtungen im Stift Kremsmünster dokumentieren den Klimawandel in –der Blick in den Wissensschatz der Vergangenheit ermöglicht die Prognose unserer Zukunft

Landeskorrespondenz

Wetteraufzeichnungen seit 255 Jahren

Die Sternwarte Kremsmünster dokumentiert seit 255 Jahren täglich das Wetter. „Dieser besondere Schatz ermöglicht die Prognose für das Klima in Zukunft“, ist sich LR Anschober sicher. Der „dramatische Anstieg der Temperatur“ in den letzten Jahren ist eindeutig ablesbar.

Baum auf einer Seite grün und belaubt, auf der anderen Seite dürr

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„Oberösterreich steht vor einer sehr schwierigen Zukunft, wenn der globale Klimaschutz nicht umgesetzt wird“

 

(Presseaussendung vom 26.7.2017)

Seit 255 Jahren werden im Stift Kremsmünster mehrmals täglich die Wetterdaten aufgezeichnet. Die Daten dieser zu den ältesten Wetterstationen Europas zählenden Einrichtung sind ein Wissensschatz für die Klimaforschung und die Prognosen für die Klimaentwicklung der nächsten Jahre. Die Prognosen der Universität für Bodenkultur Wien für Oberösterreich zeigen, dass ohne massive Erfolge beim globalen Klimaschutz die Zahl der Hitzetage in unserem Bundesland bis Ende dieses Jahrhunderts dramatisch steigen werden.

 

Die erste Eintragung im Klimatagebuch der Sternwarte Kremsmünster datiert am 28. Dezember 1762, die Wetterwarte wurde als Teil des „Mathematischen Turms“ im Benediktinerstift vor 255 Jahren eingerichtet. Eingetragen werden seit Beginn Temperatur, Barometerstand und allgemeiner Wetterverlauf. Durch die lange Aufzeichnungsperiode sind in Kremsmünster sogar weltweit kaum direkt gemessene Daten der kleinen Eiszeit in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verfügbar. Heute ist die Wetterstation in der Sternwarte des Stifts Kremsmünster prominenter Teil des Klimaerlebnisweges im Zuge der Landesgartenschau.

 

Wetterlage und Klimaprognosen in

Die Wetterlage in den vergangenen Jahren gibt schon einen Einblick auf die künftig zu erwartenden Wetterkapriolen, ausgelöst durch den Klimawandel: die Zahl der Naturkatastrophen, der Unwetter und lokalen Starkregenfälle steigt auch in Oberösterreich massiv an, Hitzewellen und immer höhere Temperaturen bringen auch aktuell schon verheerende Auswirkungen auf Gesundheit und Landwirtschaft.

Im oö. Zentralraum war der Juni 2017 um mehr als 3,5  Grad Celsius zu warm im langjährigen Durchschnitt, ebenso in mittleren Lagen wie z.B. am Feuerkogel (1600m), auf der für das Dachstein-Gletscherprojekt installierten Wetterstation bei der Simonyhütte (2250m) wurde der wärmste Juni der vergangenen zehn Jahre gemessen.

 

LR Anschober: „Wenn wir jetzt nichts tun, drohen uns gegen Ende des Jahrhunderts bis zu 100 Hitzetage jährlich – so lautet das Ergebnis einer Studie der Universität für Bodenkultur im Auftrag meines Klimaschutzressorts. Schon aktuell bemerken wir die Konsequenzen für Gesundheit und Landwirtschaft von glühend heißen Tagen und nur geringer nächtlicher Abkühlung.“

 

Die vorgelegte BOKU-Studie zeigt, dass massive Klimaveränderungen, höhere Temperaturen und viel mehr Hitzetage nicht mehr zu stoppen sind – auch bei den kühlsten, positivsten Szenarien, wenn wir die CO2-Emissionen massiv senken, wird es zu einem Temperatur-Anstieg in kommen. Werden jetzt aber keine Maßnahmen gegen den fortschreitenden Klimawandel gesetzt und wird weiterhin mit Öl, Kohle und Gas Energie erzeugt, treten die extremen Szenarien auf: Ende des 21. Jahrhunderts hätten wir dann um 6,5 Grad Celsius höhere Mitteltemperaturen in , in Linz bei 16 Grad Celsius – wie heute etwa in Südspanien. Die Hitzetage mit über 30°Celsius könnten sich von aktuell 10 auf rund 100 Tage in Linz verzehnfachen, Trockenperioden könnten im Extremfall bis 25% zunehmen.

 

LR Anschober: „Wir entscheiden mit den Maßnahmen zum Klimaschutz heute ganz wesentlich über das Ausmaß der Klimakrise und damit über die Lebensqualität der nächsten Generationen!“

 

Weltklimavertrag von Paris – Bundesregierung am Zug!

Für Österreich bedeutet der Weltklimavertrag von Paris, dass endlich auch im eigenen Land wieder aktiver Klimaschutz erforderlich ist: Österreich übernimmt mit dem Weltklimavertrag die Verpflichtung, die Emissionen bis 2030 um 36 Prozent zu verringern. Österreich ist heute weit von diesem Klimaziel entfernt - eine Einsparung von 8 Millionen Tonnen CO2 wird erforderlich sein.

Bleibt es bei der aktuellen Stagnation und kommt es vor den Nationalratswahlen zu keinem Beschluss der österreichischen Klimastrategie zur Umsetzung des Weltklimavertrages, dann droht Österreich neuerlich ein Verlust von einem Jahr. Denn erst nach Koalitionsverhandlungen und Regierungsbildung würde in diesem Fall die Arbeit an der Klimastrategie auf der politischen Ebene fortgesetzt werden können.

Die Klimastrategie wäre aber erst der Ausgangspunkt für das konkrete Maßnahmenpaket zur Umsetzung der Strategie.

Bei der letzten Konferenz der Umweltreferent/innen aller Bundesländer wurde einstimmig an die Bundesregierung für einen Neubeginn der Klimapolitik Österreichs und die Verabschiedung einer Integrierten Klima- und Energiestrategie noch vor den Nationalratswahlen appelliert.

 

„Es wird weiter wärmer – das Schlimmste zu verhindern ist noch möglich, aber nur wenn jetzt weltweit gehandelt wird und der Weltklimavertrag von Paris erfüllt wird – als die letzte Chance für weltweiten gemeinsamen Klimaschutz. Dies  entscheidet über zig Millionen Klimaflüchtlinge, die Lebensqualität in unserem Land – und über die Zukunftschancen unserer Welt“, so Landesrat Anschober abschließend. 

 

Oberösterreich als Vorbild

Oberösterreich hat in den letzten 12 Jahren gezeigt, dass Klimaschutz möglich ist. In Oberösterreich sind die Reduktionen bei den Treibhausgasemissionen im Bereich der Gebäude mit -46,1% (Ö: -39,8%) sowie im Sektor Energie (Oö.: -53,3%; Ö.: -27,5%) höher als im Bundesschnitt. Im Verkehrsbereich sind die Emissionszunahmen im Inlandsverkehr geringer (Oö.: +35,6%; Ö.: + 52,3%).

 

Hauptverantwortlich dafür, neben den politischen Rahmenbedingungen der letzten beiden Legislaturperioden, ist eine breite Klimaschutzbewegung - mittlerweile sind 296 Gemeinden, 193 Schulen, über 600 Betriebe im Klimabündnis für den Klimaschutz aktiv und zusätzlich die 13 Klima- und Energiemodellregionen (KEMs) aktiv in der Region tätig.