LR Anschober: 31 Jahre nach GAU in Tschernobyl: Radioaktivität in manchen Lebensmitteln immer noch nachweisbar. „Hochrisikotechnologie muss endlich ein Ende finden!“

Landeskorrespondenz

(Presseaussendung vom 22.4.2017)

Am 26. April 1986 ereignete sich der folgenschwere GAU in Tschernobyl. Tausende Tote, Evakuierungen von 100.000en Menschen, eine radioaktiv verseuchte Umwelt, immer mehr Krebserkrankungen – unermessliches menschliches Leid und wirtschaftliche Schäden.

Weite  Regionen Europas wurden damals durch radioaktiven Fall-Out kontaminiert – auch Oberösterreich war stark betroffen. Auch heute, 31 Jahre danach, sind Langzeitfolgen noch immer nachweisbar, etwa in Pilzen, Wild oder generell in Böden.

LR Anschober: „Die noch immer vorhandene Verstrahlung von Böden und Natur ist nach so vielen Jahren ein überdeutlicher Befund dafür, dass es höchste Zeit ist für ein Ende der Atomkraft! Dabei geht es neben dem hohen Sicherheitsrisiko und der Gesundheit der Bürger/innen auch wirtschaftlich um eine absolute Unsinnigkeit! Bei zwei Veranstaltungen kommende Woche in Linz und Brüssel geht es um das Unterbinden von Milliardensubventionen für AKW-Neubauprojekten in Europa, um das Verhindern von Laufzeitverlängerungen von Altreaktoren und um ein Aus bzw. eine völlige Umstrukturierung des Europäischen Atomförder-Vertrags EURATOM. Es muss endlich von allen anerkannt werden, dass Atomkraft am Ende ist!“

 

Aktuelle Messergebnisse: Radioaktivität in Lebensmitteln

Die Lebensmittelaufsicht in Oberösterreich hat im Zeitraum August und September 2016 aus den verschiedensten Gebieten unseres Bundeslandes 25 Pilzproben gesammelt und der AGES Linz zur Messung der Werte von Cäsium-134 und 137 sowie Kalium-40 und Iod-131 übermittelt.

Einzelne Pilzarten (Maronenröhrling und Reifpilz) sind bekannt, speziell Cäsium aufzunehmen und zu speichern und diese haben daher auch die höchsten Werte in dieser Untersuchungsreihe. Besonders hohe Werte zeigten ein Reifpilz aus dem Gebiet Rosenau/ Hengstpaß und ein Maronenröhrling aus Gaspoltshofen.

Lebensmittelaufsicht und LR Rudi Anschober: „Allgemein können wir die Freund/innen der Wildpilze aber beruhigen. Bei den in Österreich üblichen Verzehrgewohnheiten sind die Pilze genießbar. Für Maronenröhrling und Reifpilz gilt es wie bisher, entweder auf den Konsum zu verzichten, oder diesen einzuschränken.“

 

Zusätzlich wurden 48 von der Lebensmittelaufsicht entnommene Rohmilchproben auf das Vorhandensein von Radioaktivität untersucht. In geringen Mengen wird 30 Jahre später immer noch Cäsium-137 nachgewiesen, dabei liegen die Werte jedoch weit unter dem Grenzwert.

Ebenso  war in 15 Wildfleischproben verschiedenster Tiere (Hirsch, Rehwild, Wildschein) aus ganz Europa in allen Proben Kalium-40 und Cäsium-137 nachweisbar, alle Werte lagen unter dem Grenzwert.

In 19 Honigproben, 32 Säuglingsanfangsnahrung- und Folgeprodukten und in 33 Frischfischen und Fischerzeugnissen wurden keine Auffälligkeiten bzgl. Radioaktivität festgestellt.

 

Allgemeiner Grund dafür ist, dass Cäsium in bestimmten Ökosystemen, wie in Wäldern, nicht gut im Boden gebunden wird. So steht es für die Aufnahme in Pflanzen, Pilzen und Bodenorganismen weitgehend ungehindert auch über längere Zeiträume zur Verfügung und wird in der Folge von Wildtieren, besonders Wildschweinen, über die Nahrung aufgenommen.

 

Umwelt- und Konsument/innenschutz-Landesrat Anschober abschließend: „Die vorhandenen und gefundenen Werte sind nicht besorgniserregend. Aber die Tatsache, dass unsere Lebensmittel bzw. unsere Böden  zum Teil noch immer durch radioaktives Material aus Tschernobyl belastet sind, zeigt, wie verantwortungslos es war und ist, Atomanlagen zu betreiben. Atomkraft ist eine menschenfeindliche Energieform. Weltweit gibt es keine Lösung für die Endlagerung von hochradioaktivem Atommüll. In Deutschland sucht man nach einem Endlager, das Sicherheit für 1 Million Jahre garantieren soll. Die Atomlobby hat hunderten Generationen eine verantwortungslose Hypothek hinterlassen. Die sicherheitspolitischen Gefahren und damit verbundene, hohe Kosten müssen jegliche Gedanken an Neubauprojekte schnell vertreiben! Kurzfristig heißt das: keine Subventionen für Atomstrom und für AKW-Neubauten, keine weiteren unlimitierten Laufzeitverlängerungen, raus aus EURATOM und rein in einen schrittweisen gesamteuropäischen Atomausstieg. Denn Stilllegung ist die einzige Form der Sicherheit bei dieser menschenbedrohenden Hochrisikotechnologie."