Oö. Landtags-Enquete zur Zukunft der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes

Landeskorrespondenz

(Presseaussendung vom 25.3.2021)

Der Oö. Landtag veranstaltete eine Enquete zum Thema „Die Zukunft der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes in Oberösterreich“.
Mehr als ein Jahr begleitet uns weltweit die Corona-Pandemie und stellt uns nach wie vor vor große Herausforderungen – und fordert alle sehr: Unternehmen, die alles versuchen ihren Betrieb aufrecht zu halten. Arbeitnehmer/innen, die zwischen Home-Office und Zukunftsangst jonglieren. Familien, die sich einmal mehr mit einer Doppelbelastung durch den Alltag kämpfen müssen. 

„Die Angst, dass ich keinen adäquaten Job mehr finde. Die Unsicherheit, dass ich trotz Umschulung wieder erfolgreich ins Berufsleben zurückkehre. Die Bedenken, nach Ablauf der Kurzarbeit arbeitslos zu werden. Wir sind uns alle dieser Belastungen bewusst und versuchen alles erdenklich Mögliche, um den Oberösterreicherinnen und Oberösterreichern die Sorgen und Ängste zu nehmen, um ihnen Perspektiven für die Zukunft aufzuzeigen. Unser Ziel muss es sein, sie nicht mit einer Perspektivenlosigkeit alleine zu lassen“, erklärt Landtagspräsident Wolfgang Stanek.

Unter diesen Gesichtspunkten - den Herausforderungen, die diese Pandemie hervorgebracht hat, fand die Landtags-Enquete „Die Zukunft der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes in Oberösterreich nach der Pandemie“ statt. „Dieser Titel beinhaltet aber noch viel größere Bereiche als Wirtschaft und Arbeitsmarkt – unter anderem gesellschaftliche und soziale Aspekte aber auch Arbeit und Einkommen“, so Stanek.

Als Impulsgeber standen Prof. Dr. Gabriel Felbermayr und Prof.in Dr.in Lisa Herzog rund um „Strategien für die oö. Wirtschaft und den oö. Arbeitsmarkt in einer globalisierten Welt in und nach der Pandemie“ sowie Dr. Alexander Susanek und Prof. Dr. Ulrich Brand zum Themenblock „Handlungsrahmen und konkrete Ansatzpunkte zur Standort- und Arbeitsplatzsicherung für (unter besonderer Berücksichtigung der Automobilindustrie) zur Verfügung.

Die Industrie ist für den wirtschaftlichen Wohlstand Oberösterreichs zentral, bietet gute Jobs und bildet den Kern des regionalen Wertschöpfungsnetzwerks. Sie ist einer Vielzahl drängender Herausforderungen ausgesetzt: Beschleunigter technologischer Wandel, Dekarbonisierung, neuer Protektionismus im Welthandel. „Um zu bestehen, braucht es eine erneuerte öffentlich-private Partnerschaft, die passende Rahmenbedingungen für lebenslanges Lernen setzt, Forschung und Entwicklung vorantreibt und starke Anreize für Investitionen setzt. Damit die Transformation gelingt, darf die Nettobelastung der Industrie nicht zunehmen. Das Land Oberösterreich sollte sich in Wien und Brüssel für die weitere Vertiefung des europäischen Binnenmarkts und für ausgewogene, verlässliche Freihandelsabkommen mit Drittstaaten einsetzen“, betonte Prof. Dr. Gabriel Felbermayr in seinem Vortrag.

Prof.in Dr.in Lisa Herzog hob in ihrem Vortrag die Rolle von Arbeit, jenseits von Einkommen, für die individuelle Lebensführung und den gesellschaftlichen Zusammenhalt hervor. Gleichzeitig behandelte sie die Frage, wie Arbeit partizipativ und demokratisch organisiert werden kann. Daraus ergeben sich Schlussfolgerungen für mögliche Reformimpulse, zum Beispiel einer Jobgarantie oder der Förderung genossenschaftlich organisierter Arbeit. „Arbeit muss aus einer ganzheitlichen gesellschaftlichen Perspektive betrachtet werden. Gute Arbeit bedeutet auch, dass die Arbeitenden Mitsprache an der Gestaltung der Arbeit haben müssen. Die Zukunft der Arbeit, gerade angesichts der Digitalisierung, muss partizipativ und demokratisch sein“, betonte Herzog.

Für Dr. Alexander Susanek, Geschäftsführer des BMW Group Werk Steyr ist es für die heimische Fahrzeugindustrie wichtiger denn je, zukunftsfit zu sein: „Dazu gehören nachhaltige Produktion und Produkte genauso wie eine digitalisierte Arbeitsweise. Digitale Kompetenzen bilden deshalb die Basis, auf der eine weiterhin starke oberösterreichische Industrie aufbaut“.

Prof. Dr. Ulrich Brand hob in seinem Vortrag auch Chancen durch die Pandemie hervor: "Wir laufen auf eine Klimakatastrophe zu und der Verkehrssektor ist zentrale Ursache. Die aktuelle Krise kann für den dringenden sozial-ökologischen Umbau des Mobilitätssystems genutzt werden. Wir müssen wegkommen von der Fixierung auf das Automobil, denn auch das E-Auto ist ressourcenintensiv. So könnten die qualifizierten und motivierten Beschäftigten bei MAN Steyr künftig mittlere E-LKWs und Busse, vielleicht auch Züge und Straßenbahnen herstellen. Dazu braucht es politischen Willen und Kreativität“. Es geht aber auch um die Frage, wer über die Investitionen und damit künftige Entwicklung entscheidet. Der Politikwissenschaftler empfiehlt, dass möglichst viel Entscheidungsmacht in Österreich bleibt: „Solche wichtigen Entscheidungen mit wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen auf Jahrzehnte sollten, trotz der Dringlichkeit, nicht überstützt getroffen werden“.

KO-Runde
ÖVP-Klubobmann Bgm. Dr. Christian Dörfel: „Als Arbeitsplatzbundesland Nummer eins müssen wir uns nicht nur mit der erfolgreichen Arbeitsmarktpolitik von heute beschäftigen, sondern genauso an morgen denken und uns regelmäßig mit den Herausforderungen der Zukunft auseinandersetzen.
Es geht jetzt um Arbeitsplätze, um Existenzen und darum, jenen Sicherheit zurückzugeben, die besonders unter der Pandemie gelitten haben.
Wir wollen auch in Zukunft im europäischen Spitzenfeld der Regionen ganz vorne mitmischen. Das wird aber nicht von selbst passieren, dafür braucht es kluge Anreize und Investitionen – in die Technologien von morgen und vor allem in die Köpfe, die diese Arbeitswelt gestalten werden.
Unsere Aufgabe als Politiker ist es, den Boden so aufzubereiten, dass Menschen sagen: Oberösterreich – da will ich hin, denn dort kann ich erfolgreich gestalten. So ein Standort wollen wir auch in Zukunft sein und gemeinsam mit Landeshauptmann Thomas Stelzer und seinem Team alles für ein starkes Oberösterreich, für ein Land der Arbeit, unternehmen!“

FPÖ-Klubobmann Ing. Herwig Mahr: "Unser Standort braucht eine Rückkehr zur Normalität, natürlich mit Augenmaß und entsprechenden Begleitmaßnahmen. Einen Dauerlockdown wird man langfristig nicht aushalten. Das ist irgendwann wirtschaftlich nicht mehr verkraftbar, und vor allem finanziell nicht mehr darstellbar. Damit künftig alle wieder Arbeit haben, brauchen wir außerdem von der Bundesregierung ein echtes Konjunkturpaket, das nicht nur der Großindustrie zugutekommt, sondern vor allem die Bedürfnisse der kleinen und mittleren Unternehmen berücksichtigt. Bei der Vergabe von Aufträgen aus Steuergeld muss das Patriotismus-Prinzip gelten, so dass heimische Unternehmen vor ausländischen profitieren können. Mit Blick auf die Zukunft müssen wir uns schon heute genau anschauen, in welchen Branchen die Arbeitsplätze von morgen angesiedelt sein werden. Wichtig dabei ist, dass der Innovations- und Technologiestandort Oberösterreich zu seiner alten Stärke zurückfinden kann. Unsere Aufgabe als Land ist es, die vielen neuen, wirtschaftlichen Innovationen und Entwicklungen zu erkennen und zu fördern“.

SPÖ-Klubvorsitzender Mag. Michael Lindner: „Aktiv gegen Arbeitsplatzraub vorgehen!“
Bei einer halben Million Menschen ohne Arbeit und noch einmal so vielen in Kurzarbeit, muss Österreich geschlossen um jeden Arbeitsplatz kämpfen. „Die oberösterreichischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer halten mit ihrer Leistung jedem internationalen Vergleich stand. Einen fairen Wettbewerb müssen wir daher nicht fürchten. Aber mit Lohndumping, schlechten Umweltstandards und Steuer-Lockangeboten können und dürfen wir uns nicht messen. Dort müssen wir Schranken setzen und kompromisslos dagegen vorgehen, wenn mit solch ungerechten Methoden unsere Arbeitsplätze bedroht werden. Lohndumping ist eine rote Linie, denn Konzernen ist billig niemals billig genug“, stellt SPÖ-Klubvorsitzender Mag. Michael Lindner klar.

LAbg. Ulrike Schwarz (Die Grünen ): „Wir befinden uns in einer Zeitenwende, die Wirtschaft und Klimaschutz zusammenführt und dem Arbeitsmarkt völlig neue Chancen eröffnet. Oberösterreich hat das Potential, enorm von dieser Entwicklung zu profitieren. Unsere Unternehmen sind hochinnovativ, Bildung und Forschung gut vernetzt und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestens qualifiziert. Die weltweit erste Pilotanlage für grünen Wasserstoff der Voest ist das Paradebeispiel dafür, was möglich ist. Die ersten Schritte sind gesetzt, viele weitere müssen folgen. Die Politik muss die Wirtschaft auf dem klimafitten Weg massiv unterstützen, in Aus- und Weiterbildung investieren für mehr Fachkräfte. Wir stehen am Beginn eines Wandels, der die heimische Wirtschaft stärkt, viele neue nachhaltige Jobs schafft, den Standort sichert und das Klima schützt. Gestalten wir diesen Wandel und nutzen wir diese Chance“.

Für Stanek ist abschließend deutlich: „Unser Ziel war es, möglichst viele Inputs für unsere Arbeit zu erhalten. Nur gemeinsam können wir Oberösterreich wieder stark machen - das muss uns allen klar sein“.

 

Bilder zum Download

Mag. Michael Lindner, Bgm. Dr. Christian Dörfel, Wolfgang Stanek, Ulrike Schwarz, Ing. Herwig Mahr und Dr. Alexander Susanek auf einer Bühne, im Hintergrund Oberösterreich-, Österreich- und EU-Fahne Quelle: Land /Lisa Schaffner, Verwendung mit Quellenangabe (1,51 MB).

Bildtext: V.l.: KO Mag. Michael Lindner, KO Bgm. Dr. Christian Dörfel, LTP Wolfgang Stanek, LAbg. Ulrike Schwarz, KO Ing. Herwig Mahr, Dr. Alexander Susanek (Geschäftsführer von BWM-Steyr)