Archäologie am Berg 2018 in Hallstatt: „Rettung des Weltkulturerbes unter Tage“

Landeskorrespondenz

"Archäologie am Berg" in Hallstatt

Am 18. und 19. August kann in die Welt des Bergwerkes Hallstatt eingetaucht werden. Es sind weltweit nur drei prähistorische Salzbergwerke bekannt, daher ist die Sanierung dieser beeindruckenden Fundstellen das zentrale Thema der Veranstaltung „Archäologie am Berg“. Nach LH Mag. Stelzer ist die Erhaltung des Salzbergs als Weltkulturerbe von großer Bedeutung für das Land OÖ.

Salzwelten Hallstatt, Mann im historischen Kostüm und Trommel, Frau in Bergmannuniform

Quelle: ©Archiv Salinen Tourismus GmbH

(Presseaussendung vom 9.8.2018)

Das Naturhistorische Museum Wien und die Salzwelten Hallstatt laden am Samstag, 18. und Sonntag, 19. August 2018, von 10.00 bis 17.00 Uhr, zu „Archäologie am Berg 2018“ ein und gewähren Einblicke in die Welt der prähistorischen Bergleute. Schwerpunktthema der Veranstaltung: Der Start der Sanierung der wichtigsten prähistorischen Fundstellen im Bergwerk Hallstatt – ein gemeinsames Projekt des Landes , des Naturhistorischen Museums Wien in Kooperation mit dem Bundeskanzleramt, des Bundesdenkmalamts und der Salinen Austria AG.

 

Rund um Hallstatt hat sich durch 7.000 Jahre Salzgewinnung die älteste Kultur- und Industrielandschaft der Welt entwickelt. Seit der Steinzeit wird hier Salz abgebaut – bis heute. Die prähistorischen Fundstellen, die in den vergangenen Jahrzehnten freigelegt wurden, sind wichtiger Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Weil die spezielle geologische Situation im Hallstätter Salzberg regelmäßige Instandhaltungsarbeiten erfordert, um zu verhindern, dass die Stollen verfallen oder „zuwachsen“, hat das Naturhistorische Museum Wien in Kooperation mit dem Bundeskanzleramt, dem Land Oberösterreich, dem Bundesdenkmalamt und der Salinen Austria AG ein aufwändiges Sanierungskonzept erstellt, das um 1,9 Millionen Euro 16 Fundstellen erhalten soll. Start des Projektes ist die schon zur Tradition gewordene, öffentliche Veranstaltung „Archäologie am Berg“ am 18. August 2018.

 

„Für das Land Oberösterreich ist das Bergwerk nicht nur aufgrund seiner historischen Relevanz von Bedeutung – das ‚weiße Gold‘ aus dem Hallstätter Salzberg lockte schon vor Jahrtausenden Menschen in diese Region, nicht umsonst ist Hallstatt Namenspatron einer ganzen Epoche der Menschheitsgeschichte. Die Anerkennung der UNESCO und der Status des Weltkulturerbes sind für das Land Oberösterreich wichtige Triebfedern, die Fundstellen auch für zukünftige Generationen zu erhalten“, sagt Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer.

 

Weltweit sind nur drei prähistorische Salzbergwerke bekannt – in Hallstatt, Hallein und Cherabad im Iran. 88 prähistorische Fundstellen sind bisher im Hallstätter Salzberg entdeckt worden. Sie alle wurden durch die Bergbautätigkeit der letzten Jahrhunderte gefunden. Die prähistorischen Fundstellen befinden sich im oberflächennahen Bereichen des Berges. Die Stollen in diesem Teil des Grubengebäudes werden vom aktiven Bergbau zum Teil nicht mehr genutzt – die 225.000 Tonnen Salz, die in Hallstatt 2017 mit modernsten Verfahren gefördert wurden, kommen zum Großteil aus hunderte Meter tief gelegenen Horizonten.

 

„Hallstatt baut auf 7.000 Jahren Salz - und geht in die Zukunft: Heute werden mit modernsten Prospektionsmethoden und einer neuen Vortriebsmaschine die Weichen für die Produktion der nächsten Jahrzehnte gestellt“, so Kurt Thomanek, Vorstand der Salinen Austria. „Gleichzeitig sollen auch jene Elemente des Weltkulturerbes erhalten bleiben, die den Hallstätter Berg historisch so bedeutsam machen. Die Kooperation zum Erhalt der ausgewählten Fundstellen ist uns ein besonderes Anliegen.“

 

Durch die spezielle geologische Situation im Salzberg müssen die meisten Stollen regelmäßig instandgehalten werden: Die Salzlagerstätte besteht nicht aus reinem Steinsalz, sondern stellt im Wesentlichen ein Mischgebirge aus Salz, Ton und Gips dar. Durch diese Zusammensetzung ist das Salzgebirge plastisch und in der Lage, von Menschenhand gemachte Hohlräume in wenigen Jahrzehnten wieder zu schließen. Werden die Stollen, welche zu den urgeschichtlichen Abbauorten führen, nicht genutzt und es erfolgen dadurch keine regelmäßigen Erhaltarbeiten, schreitet der Verfall der Stollen rasch voran, sie „wachsen zu“ und sind in absehbarer Zeit nicht mehr befahrbar oder sind es bereits zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr.

 

„Das Naturhistorische Museum ist seit 1960 mit wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Hallstätter Bergwerk vertreten, um Erkenntnisse zum Leben der prähistorischen Bergleute zu gewinnen“, erklärt NHM Wien-Generaldirektor Christian Köberl. „Die Erhaltungsbedingungen im Hallstätter Bergwerk zählen zu den besten der Welt – gerade deshalb ist es von besonderer Bedeutung sicher zu stellen, dass jene 16 untertägigen Fundstellen, die Struktur, Organisation und Dimension des Bergwerkes am besten widerspiegeln, bestehen bleiben und Forschung auf höchstem Niveau weitergeführt werden kann.“

 

Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt im Winter 2017/18 kann nun mit den bis 2025 angelegten Arbeiten begonnen werden.

 

Historische Bedeutung des Hallstätter Salzbergwerkes

Die prähistorischen Bergbaue wurden in den letzten Jahrzehnten intensiv erforscht. Bergleute haben von 1500 v. Chr. bis 200 n. Chr. in riesigen untertägigen Abbaukammern Salz gebrochen und damit halb Europa versorgt. Werkzeuge und Geräte, die bei dieser Arbeit zu Bruch gingen oder nicht mehr benötigt wurden, blieben einfach liegen und sind durch die besonderen Erhaltungsbedingungen im Salzbergwerk bis heute perfekt konserviert. Im prähistorischen Betriebsabfall haben sich tausende Geräte und Gegenstände aus organischen Materialien wie Holz, Fell, Leder und Textil erhalten.

 

Viele Stücke haben nur in diesem Bergwerk die Jahrtausende überdauert. So finden sich im Hallstätter Salzberg der älteste Rucksack genauso wie die älteste Holzstiege Europas und die ältesten Handschuhe. Die tausenden archäologischen Funde und Befunde erlauben einmalige Einblicke in prähistorische Lebens- und Arbeitswelten, wie sie an keinem anderen Fundort in Europa möglich sind.

 

Durch das Salz wurde Hallstatt um 800 v. Chr. zur reichsten Gemeinschaft in Mitteleuropa. Die außerordentlichen Beigaben in den Gräbern der Bergleute zeugen eindrucksvoll von dieser Glanzzeit. Bernstein, Elfenbein und Wein aus dem Süden wurden den Verstorbenen auf die Reise ins Jenseits mitgegeben. Diese oft einmaligen Funde aus dem Bergwerk und dem Gräberfeld machen Hallstatt zu einem Schlüsselfundort für das Verständnis und die Erforschung unserer Vergangenheit und haben wesentlich zur Ernennung zum UNESCO-Weltkulturerbe beigetragen.

 

Archäologie am Berg

Im Rahmen der Archäologie am Berg am 18. und 19. August 2018 erfolgt der offizielle Start für das 1,9 Millionen Euro umfassende Projekt, das im „European Year of Cultural Heritage“ als best practice Beispiel für ein gemeinsames Engagement aller für das Kulturerbe Verantwortlichen und am Kulturerbe Beteiligten gelten kann. Mitarbeiter der Salinen Austria AG arbeiten mit Prähistorikern des NHM Wien an den Schutzmaßnahmen der historischen Salzstollen.

 

Während dieser Öffentlichkeitsveranstaltung am Hallstätter Salzberg werden auch die 16 zu sanierenden Fundstellen vorgestellt und anhand der Funde und Befunde gezeigt, warum sie für dieses großangelegte Erhaltungsprojekt ausgewählt wurden.

 

Organisatorisches:

Die Veranstaltung zum Mitmachen, Ausprobieren und Entdecken wendet sich an Familien und Interessierte. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Zu bezahlen ist die Auffahrt mit der Salzbergbahn. Infos und Online-Tickets auf: www.salzwelten.at

Veranstaltungsort: "Alte Schmiede", Salzberg Hallstatt

Veranstalter: Naturhistorisches Museum Wien, Burgring 7; 1010 Wien / www.nhm-wien.ac.at/hallstatt

Partner: Salzwelten Hallstatt, Salzbergstraße 21; 4830 Hallstatt / www.salzwelten.at

 

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