Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck
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Geschichte des Bezirk Vöcklabrucks

Der folgende kurze Abriss der Geschichte des Bezirks Vöcklabruck mit seinen aktuell 52 Gemeinden1 (die Gemeinde Roitham am Traunfall wechselte nach dem zweiten Weltkrieg zum Bezirk Gmunden) bietet nur einen groben Überblick über die Chronik dieses Raumes und kann naturgemäß auf die unterschiedlichen Ansichten zu einzelnen Themen nicht eingehen.2 Wer tiefer in den Bezirk Vöcklabruck und seine Geschichte eintauchen möchte, dem sei das zweibändige Bezirksbuch – „Der Bezirk Vöcklabruck“ von 1981 ans Herz gelegt.

Zuerst zur namensgebenden Vöckla: dieser Fluß entspringt am Mondseeberg und fließt durch den westlichen Bezirk, ehe sie bei der Schalchhamer Au in der Marktgemeinde Regau in die Ager mündet. Die Vöckla wird bereits um das Jahr 790 n. Chr. als „Feckelisaha“ oder „Fechilaha“ erwähnt. Es gibt allerlei Mutmaßungen über den Ursprung des Namens, wobei ein keltischer Ursprung von fehil = Fisch bzw. Aha = Ache (Fluss) am wahrscheinlichsten ist. Es könnte aber auch die Ableitung von einem bayerischen Personennamen „Veckilo“ sein.3

Der Bezirk Vöcklabruck ist natürlich in die Geschichte des mitteleuropäischen Raumes eingebettet: die letzte Eiszeit endete etwa 10.000 v. Chr., dann folgten die Altsteinzeit, die mittlere Steinzeit (bis etwa 5.000 v. Chr.), die Jungsteinzeit, die Bronzezeit und die Eisenzeit.

Erst mit der mittleren Steinzeit um 5.000 v. Chr. wird die Geschichte wirklich greifbar.

Die Mondseekultur mit ihren Pfahlbauten am Mondsee, aber auch am Attersee, um 3.800 – 3.300 v. Chr. gilt als früheste Zivilisation in unserem Raum.

Nachweisbar ist später das keltische Königreich Noricum, das vom römischen Kaiser Augustus etwa 14 – 8 v. Chr. okkupiert und von Kaiser Claudius (41 – 54 n. Chr.) um etwa 54 n. Chr. als Provinz Noricum annektiert wurde.4 Als besondere Errungenschaft der Römer gelten bekanntlich die Römerstraßen, von denen eine in unserem Bezirk von Wels (Ovilava) nach Salzburg (Iuvavum) führte, und zwar der Hauptweg über Hörweg und Staig, Hainprechting, Niederstraß bei Attnang, Aichet, Vöcklabruck, Oberthalheim, Timelkam, Weiterschwang, Gampern, Walchen, Mösendorf, Kritzing, Frankenmarkt, Auleiten, Höhenwarth, Fellern, Kirchham und Obermühlham.5 Die Lage der Station „Tergolape“ ist nicht gänzlich geklärt, am plausibelsten erscheint Schwanenstadt/Schlatt/Breitenschützing, je nach Lokalkolorit wird aber auch der Raum um Lambach oder Vöcklabruck argumentiert.

Nach dem „Untergang des Römischen Reiches“6 kamen die Bayern in den Raum um Vöcklabruck. Sogenannte echte -ing und -heim-Namen7 von Ortschaften zeugen noch heute von der bayerischen Landnahme.

748 wurde vom Bayernherzog Odilo das Kloster Mondsee (1791 säkularisiert) gegründet.

1156 wurde Österreich zum eigenen Herzogtum unter dem Babenberger erhoben, eigentlich von Bayern abgetrennt. Seit dieser Zeit gibt es erheblich mehr an schriftlichen Geschichts-zeugnissen.

Die Bezirkshauptstadt Vöcklabruck, erstmals 1134 als „Pons Veckelaha“ erwähnt (die Kirche zu Schöndorf ist allerdings schon seit etwa 824 n. Chr. urkundlich nachgewiesen) scheint unter dem Habsburger Herzog Albrecht II. um 1348 (also während der Zeit der Erwerbung der Herrschaft Puchheim und ein Jahr vor der großen Pest) zur Stadt erhoben worden sein, jedenfalls wird sie in einer Urkunde vom 25. Februar 1353 als solche „civitas de Feclerprugka“ tituliert.8 Der Edelfreie Pilgrim von Weng ließ übrigens 1134 – 1143 am linken Ufer bei der Brücke über die Vöckla das vermutlich älteste Hospiz in Oberösterreich9 errichten10.

Viele andere geschichtlichen Entwicklungen und Ereignisse haben natürlich auch den Bezirk Vöcklabruck betroffen. Es seien – ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit - nur einige erwähnt:

Wie fast das ganze Land ob der Enns wurde auch der Bezirk Vöcklabruck stark von der Reformation mit dem berühmten Thesenanschlag am 31. Oktober 1517 des Dr. Martin Luther erfasst und wechselten die meisten Bewohner den katholischen Glauben.

1525 war der große Deutsche Bauernkrieg, der auch zu Zusammenrottungen im Attergau führte, wobei das Landgericht in Vöcklamarkt abgefackelt wurde.

100 Jahre später, am 15. Mai 1625 kam es zu dem überregional bekannten Blutgericht von Adam Graf von Herberstorff auf dem Haushamerfeld in der heutigen Gemeinde Pfaffing11, der bei diesem als Frankenburger Würfelspiel überlieferten Ereignis aufständische Bauern und Ratsherren um ihr Leben würfeln ließ, wobei 17 von ihnen hingerichtet wurden.

Eben dieser Adam Graf von Herberstorff sorgte dafür, dass der Markt Schwans von Kaiser Ferdinand II. mit Stadterhebungsurkunde vom 11. August 1627 als zweiter Bezirksort zur Stadt Schwanenstadt12 erhoben wurde.

1632 kam es noch einmal zu blutigen Unruhen unter dem Laienprediger Greimbl13, die aber ebenfalls niedergeschlagen wurden.

1848 kam es zur Aufhebung der Grundherrschaften und zur Gründung der Ortsgemeinden und der sogenannten gemischten Behörden (Bezirksgerichte und Bezirkshauptmann-schaften), aus der 1868 endgültig die bis heute existierende Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck14 hervorging.

Die Tragödien des 20. Jahrhunderts fanden natürlich auch im Bezirk Vöcklabruck ihren Niederschlag: so wurden im Zuge des Bürgerkriegs am 12. Februar 1934 in Holzleithen (Marktgemeinde Ottnang am Hausruck) sechs Schutzbündler erschossen.

Ein besonders dunkler Punkt ist das Nebenlager Redl-Zipf (Deckname Schlier), einem Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen in Zipf, wo vom 11. Oktober 1943 bis zum 3. Mai 1945 wohl über 2.000 Zwangsarbeiter unter menschenverachtenden Umständen an Triebwerken der V2-Rakete arbeiteten.

Im 2. Weltkrieg wurde besonders der Eisenbahnknotenpunkt Attnang-Puchheim in Mitleidenschaft gezogen und kamen bei großangelegten Bombardierungen am 21. April 1945 etwa 700 Menschen dort ums Leben. Am 3. März 1990 wurde Attnang-Puchheim zur dritten Stadt im Bezirk Vöcklabruck erhoben.

 

1 Damit ist der Bezirk Vöcklabruck nach Innsbruck-Land in Österreich der Bezirk mit den zweitmeisten Gemeinden.

2 Nur als Beispiel sei die Frage der Jungsteinzeit (Neusteinzeit) angeführt: das Ende der Jungsteinzeit wird in der Alten Welt als Übergang zu den Epochen der frühen Metallverarbeitung definiert. So wird die Kupfersteinzeit in Europa und Vorderasien noch als letzte Epoche der Steinzeit betrachtet, während die anschließende Bronzezeit die Jungsteinzeit je nach Region zwischen 3300 und 1800 v. Chr. ablöste.

3 Dr. Franz Satzinger „Vöcklabruck“, Seite 23.

4 Dr. Franz Satzinger, Vöcklabruck, Seite 30.

5 „Der Bezirk Vöcklabruck“, Band 2, Seite 452f.

6 Dieser wird insbesondere auf den 4. September  476 – dem Tag der Absetzung des letzten weströmi-schen Kaisers Romulus Augustulus – datiert.

7 Allerdings ist nicht jeder Ortsname, der auf -ing oder -heim endet als Ortsname aus der Zeit der Bayern zu werten, dies gilt vornehmlich – und auch das nur mit Einschränkungen – wenn dieser Name schon vor 1300 urkundlich nachgewiesen ist.

8 Dr. Franz Satzinger, „Vöcklabruck“, Seite 105.

9 Es soll das drittälteste Hospiz im deutschsprachigen Raum gewesen sein.

10 Dr. Franz Satzinger, „Vöcklabruck“, Seite 88f.

11 Daher führt die Gemeinde Pfaffing auch drei Würfel im Gemeindewappen.

12 Der Name Schwans bzw. Schwanenstadt hat trotz ihrer Abbildung im Stadtwappen nichts mit Schwänen zu tun, sondern dürfte von „suana bzw. suona = Sühne/Aussöhnung/Gericht“ stammen und somit mit der langen Tradition als Gerichtsort zusammenhängen.

13 Der Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater des Autors war darin verwickelt und hat 1632 „wegen nit Ein-stöllung zur katholischen Religion sein Furß flichtig gesetzt und obbemeldete Gürtl lahr gelassen“, was nichts anderes bedeutet, dass er sich „nicht katholisch machen“ ließ und außer Landes flüchtete.

14 Von 1938 – 1945 als Landratsamt bezeichnet.

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