Page 12 - Unser Oberösterreich
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LR STEFAN KAINEDER Foto / Land OÖ
Neue Atomgefahr an
Oberösterreichs Grenze
Tschechien erschüttert mit Plänen zum Bau
neuer Atomkraftanlagen in Temelín
Seit dem vergangenen Jahrzehnt nimmt die weltweite Bedeutung der Atomkraft
stetig ab und die benötigten Milliardensubventionen für AKW-Neubauprojekte
belegen die Unwirtschaftlichkeit der Atomenergie klarer denn je.
Reaktoren existieren bisher nur auf
dem Papier. Oberösterreich und un-
sere tschechischen Partnerinnen und
Partner in der Anti-Atom-Offensive
werden sicher nicht tatenlos dabei
zusehen, wenn ein Kernkraft-Experi-
ment vor unserer Haustüre durchge-
führt werden soll“, kündigt Landes-
rat Stefan Kaineder Widerstand gegen
die tschechischen Pläne zum Ausbau
der Atomkraft an.
Kaineder hat bereits Kontakt mit
dem südböhmischen Kreishaupt-
mann aufgenommen, um den Stand-
punkt Oberösterreichs darzulegen.
In diesem Zusammenhang verweist
Kaineder auf das Ausbaupotential
von erneuerbaren Energien, die un-
mittelbar zum Klimaschutz und zur
ennoch kämpft die Atomlobby Im September verkündeten der Energiesicherheit beitragen können,
Dmit allen Mitteln gegen das Aus tschechische Premierminister und während der Ausbau von Atomkraft
dieser Hochrisikotechnologie – auch der südböhmische Kreishauptmann Jahrzehnte benötigt und in weitere
unter dem Deckmantel des Klima- die Gründung der Gesellschaft Abhängigkeiten von Uranlieferket-
schutzes. Um die marode Kernkraft „South Bohemian Nuclear Park“, ten führt, die zudem stark von Russ-
wiederzubeleben, zaubert die Atom- die zum Ziel hat, Tschechiens ers- land dominiert werden.
lobby nun sogenannte Small Modu- ten SMR als Pilotanlage am Gelände
lar Reactors (SMR) aus dem Hut. Das des AKW Temelín bis zum Jahr 2032 „Wieder einmal präsentiert die Atom-
sind Kernreaktoren mit einer Leis- zu errichten. Damit droht an Ober- lobby sich als vermeintlich sichere,
tung von weniger als 300 Megawatt österreichs Grenze eine neue Atom- saubere und billige Lösung für die
– ein Reaktor in Dukovany hat zum gefahr. Neben dem Vorhaben, in Te- Energiewende und den Klimaschutz.
Vergleich 440 Megawatt und SMR sind melín einen SMR zu verwirklichen, Das hat fatale Folgen für die drin-
somit nur unwesentlich kleiner. Dabei gibt es auch Pläne zur Errichtung des gend notwendige Transformation der
ist das Konzept alles andere als neu. tschechischen Atommüllendlagers Energieerzeugung durch Erneuerba-
Bereits in den 1950er Jahren wollte in unmittelbarer Nähe zum AKW re. Denn so werden Milliarden in the-
man die Energieversorgung durch ein Temelín. oretische Konzepte gepumpt, wäh-
Netz von kleinen Reaktoren sichern, rend diese längst beim Ausbau von
allerdings scheiterte dies an der tech- „Diese Pläne für einen südböhmi- Wind, Photovoltaik, Pumpspeicher
nischen Umsetzung. Weltweit existie- schen Atomversuchspark an unse- und Geothermie einen wesentlichen
ren über 130 verschiedene SMR-Kon- rer Grenze erhöhen die Gefahr für Beitrag zur Rettung des Planeten
zepte, jedoch ist kein einziger Reaktor Oberösterreich und wir werden uns leisten könnten“, stellt Umwelt- und
im kommerziellen Betrieb. vehement dagegenstemmen. Diese Klima-Landesrat Stefan Kaineder fest.
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