Landeskorrespondenz
(Presseaussendung vom 4.11.2018)
Unter dem Titel „Die Rückkehr der Legion“ präsentierte die 32. OÖ. Landesausstellung von 27. April bis 4. November 2018 das römische Erbe in Oberösterreich und stieß auf großes Interesse beim Publikum. Der Hauptstandort in Enns und die beiden Außenstellen in Schlögen und Oberranna im Oberen Donautal verzeichnen nach 193 Ausstellungstagen insgesamt 270.322 Besucher/innen. Umgelegt auf die Sollstärke einer Legion mit je 6.000 Mann sind das rund 45 Legionen.
„Die Besucherzahlen zeigen, dass das Konzept der OÖ. Landesausstellungen, mit außergewöhnlicher Inszenierung und hochkarätigen Exponaten, vom Publikum gut angenommen wird“, so Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer.
Summa summarum: Die OÖ. Landesausstellung in Zahlen
Durchschnittlich besuchten täglich 1.400 Personen die Ausstellungen in Enns, Schlögen und Oberranna.
Besucherinnen und Besucher nach Herkunft (Stand 30.10.2018)
Oberösterreich 79 %
Niederösterreich 6,9 %
Wien 4,7 %
Salzburg 4,2 %
Ausland (v.a. Deutschland) 3,4 %
Steiermark 1 %
Tirol u. Vorarlberg 0,6 %
Kärnten 0,2 %
Es wurden insgesamt 3.332 Museumsführungen in den Ausstellungen durchgeführt, davon 1.341 im Museum Lauriacum, 1.369 in der Basilika St. Laurenz und 622 pädagogische Vermittlungsprogramme für Schulen.
Res gestae: Tatenbericht der Wissenschaft
Das Museum Lauriacum, das eine der bedeutendsten Sammlungen zur Römerzeit in Österreich beherbergt, bildete das Herzstück der diesjährigen Landesausstellung. Durch die Einbindung jüngster Forschungsergebnisse von Ausgrabungen, geophysikalischen Prospektionen, altertumswissenschaftlichen, anthropologischen und archäozoologischen Untersuchungen wurden auch ganz neue Aspekte zum Leben an der Donau vor 1800 Jahren präsentiert. So weiß man zum Beispiel durch die Analyse der Skelette mehr über das Alltagsleben der römischen Frauen in Lauriacum, die von Kindheit an starker körperlicher Arbeit ausgesetzt waren.
Aufgrund der Landesausstellung konnten die Präsentationsflächen für die Römerzeit mehr als verdoppelt werden – von ursprünglich 600 m² auf 1300 m². Das Museum Lauriacum wurde damit zu einem der größten Römermuseen Mitteleuropas, das rund 2.500 Funde interaktiv präsentiert.
Die verlorene Goldkette
Die Schaugrabung am Areal der Firma Büsscher & Hoffmann in Enns brachte einen ganz besonderen Fund zutage: Zwischen zwei Schotterschichten der römischen Straße lag eine römische Goldkette mit einem ebenfalls goldenen Anhänger. Die vollständig erhaltene „Fuchsschwanzkette“ ist ca. 35 cm lang und etwa 19 Gramm schwer. Lediglich die Glasperle des Anhängers ist gebrochen und ein Verschlussteil abgerissen. Es ist davon auszugehen, dass in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts eine reiche Dame aus Lauriacum diesen Verlust zutiefst bedauert hat. Für das Grabungsteam ist es das absolute Highlight der Forschungsarbeiten im Rahmen der Landesausstellung. Von Enns sind bisher nur sehr wenige Goldfunde bekannt und so dürfen sich die Besucher/innen auf ein weiteres Prunkstück im Museum Lauriacum freuen. Rund 4.500 Personen blickten den Archäolog/innen der Universität Salzburg und des OÖ. Landesmuseums bei den Ausgrabungen über die Schulter.
Archäologie
Bei den Ausgrabungen in Schlögen (Römerbad) und Enns (Kalkbrennofen 9 und Schaugrabung) wurden über 600 Kubikmeter Erdmaterial händisch bewegt.
Der Römerburgus in Oberranna erhielt einen neuen Schutzbau (Grundfläche: ca. 1.000 m²). Im Inneren des Baus führt eine zum Teil schwebende Steganlage in Stahl-Holzkonstruktion die Besucher/innen über die römischen Ruinen. Am höchsten Punkt eröffnet sich ein wunderbarer Blick auf die Donau und macht die strategische Lage und die Funktion des Römerburgus nachvollziehbar.
Alleine bei der Ausgrabung eines hervorragend erhaltenen römischen Kalkbrennofens in Enns wurden 1.462 Fundnummern vergeben, die oft mehrere Objekte umfassen. Dieser in der Spätantike als überdimensionaler Mülleimer verwendete Ofen und die anderen Ausgrabungen brachten also einen Objektzuwachs von mehreren tausenden Fundobjekten für das OÖ. Landesmuseum. Die Funde verraten interessante Details zum römischen Leben, beispielsweise zur Ernährung.
Das Österreichische Archäologische Institut untersuchte im Auftrag der Direktion Kultur 70,5 Hektar, also 705.000 Quadratmeter, in Enns mit geophysikalischen Messgeräten (67,3 ha Geomagnetik und 3,2 ha Georadar). Auf Basis dieser High-Tech-Untersuchungen konnte ein neuer archäologischer Plan von Lauriacum/Enns erstellt werden. Das römische Siedlungsareal war um einiges größer als bisher angenommen. Die wichtigste Neuentdeckung ist sicher der römische Hafen von Lauriacum.
In einem Kooperationsprojekt mit dem Naturhistorischen Museum Wien untersuchten Anthropologinnen die menschlichen Überreste von mehr als 300 Individuen aus römischen Gräberfeldern in Lauriacum/Enns. Die höchstinteressanten und spektakulären Ergebnisse zum Leben und Sterben am Donaulimes finden in der Fachwelt große Beachtung.
Panem et circenses: Vielseitiges Rahmenprogramm dank großem Engagement
Ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit über 100 Veranstaltungen und 50 geförderten Projekten hat die diesjährige Landesausstellung begleitet. Dank des großen Engagements zahlreicher Vereine, Privatpersonen und öffentlicher Einrichtungen konnte den Gästen der Landesausstellung sowie der lokalen Bevölkerung ein attraktives Angebot aus Musik, Theater, Literatur und Wissenschaft bis hin zu kulinarischen und volkskulturellen Veranstaltungen und Festen geboten werden.
Eine besondere Bereicherung des Rahmenprogramms bildeten neue Kooperationen und Vermittlungsprogramme, die als Botschafter für die Landesausstellung nicht nur an den Ausstellungsstandorten, sondern in ganz Oberösterreich im Einsatz waren:
- Erstmals wurden im Rahmen der KinderUni OÖ in Linz, Steyr, Wels und im Ennstal unter der Leitung des Archäologen und Kulturvermittlers Bernhard Schlag spannende Workshops zum Thema Römer und Exkursionen zur Landesausstellung angeboten.
- Im Oberen Donautal konnten sich die Gäste im Rahmen von Naturschauspiel per Boot auf der Donau oder bei einer Wanderung auf die Spuren der Römer begeben.
- Einen überwältigenden Zuspruch erfuhr auch die Wanderausstellung „Alle Wege führen nach...“ der Kulturvermittlerin Angelika Doppelbauer (www.kulturbegeistert.at) in Kooperation mit dem Verein Römerweg Ovilava und dem Welser Römermuseum.
- Viele oberösterreichische Schulen liehen sich die mobile Ausstellung samt Vermittlungsmaterial für einen Römerschwerpunkt kostenlos aus und kombinierten sie mit einem Besuch im Museum in Wels oder bei der Landesausstellung in Enns.
Ausblick
Das Museum Lauriacum wird nach den geplanten Umbauarbeiten voraussichtlich am 1. Mai 2019 wieder eröffnet. Besonders erfreulich ist, dass bereits jetzt Anfragen für Vermittlungen für die Zeit nach der Landesausstellung vorliegen.
Im Sommer 2019 wird die Ernennung des Donaulimes (Abschnitt West von Bayern bis Ungarn) zum UNESCO Welterbe erwartet. Alle drei Landesausstellungsorte – der Römerburgus Oberranna, das Römerbad Schlögen und größere Flächen von Lauriacum/Enns – wären dann auch Welterbestätten.
OÖ. Landesausstellung 2021: „Adel – Bürger – Arbeiter. Der Weg zum modernen Oberösterreich“ (Arbeitstitel)
Die Vorbereitungen für die nächste Landesausstellung im Jahr 2021, die sich der Wirtschafts-, Sozial- und Identitätsgeschichte der sozialen Großgruppen „Adel“, „Bürger“ und Arbeiter“ widmet, haben bereits begonnen. Die Hauptthemenschwerpunkte (Adel, Bürger, Arbeiter) werden im Schloss Lamberg (Adel), im Innerberger Stadel (Bürger) sowie im Museum Arbeitswelt (Arbeiter) präsentiert.