Wasserwirtschaftliche Auswirkungen der Trockenheit

Informationen und Einschätzungen über die Auswirkungen der Trockenperiode 2018 auf die einzelnen Bereiche der Wasserwirtschaft Oberösterreich

 

 

Niederschlag (Hydrographischer Dienst)

Der Juli 2018 war sehr trocken, wodurch an den Messstellen des Hydrographischen Dienstes des Landes Oberösterreich im Schnitt nur 51 % der Normalzahl des Niederschlages erreicht wurden.
Die regionalen Unterschiede der Niederschlagsintensitäten waren zum Teil sehr groß, da die Niederschläge aus Gewittern fielen. In Linz beispielsweise wurden seit Jänner diesen Jahres 276 mm Niederschlag gemessen, im Normaljahr fallen 526 mm.

Grundwasserstände (Hydrographischer Dienst)

Die Trockenheit der letzten Monate bewirkte in allen Grundwasserbeobachtungsgebieten fallende Grundwasserspiegellagen.
Die Monatsmittelwerte liegen in Oberösterreich im Schnitt 20 cm über den tiefsten bisher gemessenen Ständen der langen Vergleichsreihe. Dauert die Trockenheit noch weiter an, ist damit zu rechnen, dass diese tiefsten Messwerte unterschritten werden.

Wasserführungen und Wasserstände Oberflächengewässer (Hydrographischer Dienst)

Auf Grund der geringen Niederschläge der letzten Monate weisen die Wasserstände aller oberösterreichischen Gewässer fallende Tendenz auf.
Bei den mittleren bis größeren Gewässern liegen die Wasserführungen durchwegs zwischen dem Mittel- und Niederwasser, welches aus langjährigen Beobachtungszeitreihen ermittelt wurde, tendenziell näher beim Niederwasser. Vor allem im Inn-, Mühl- und Traunviertel liegen die Wasserführungen, insbesondere in den Oberläufen, vereinzelt auch schon knapp unter der Niederwassergrenze.

Kleine Gewässer, insbesondere in den Oberläufen, sind vereinzelt aber auch schon trocken gefallen. In Einzugsgebieten wie zum Beispiel im Oberlauf der Mattig (Schwemmbach, Hainbach), wo große Versickerungsraten charakteristisch sind, ist dies in niederschlagsarmen Perioden aber nicht ungewöhnlich.

Hält die Trockenheit weiter an, werden die Wasserstände der oberösterreichischen Gewässer weiter fallen und es wird sich die Anzahl der Gewässerstrecken, welche trocken fallen, erhöhen. Das Erreichen von Extremwerten (Wasserstandsminima von langjährigen Messreihen bei den Pegelstellen) ist dann zu erwarten.

Weiterführende Informationen

Grundwasserqualität (Güteaufsicht)

Die qualitative Zusammensetzung der Grundwasserkörper, die im Rahmen der GZÜV erhoben wird, zeigt – wenn überhaupt – eine zeitlich stark verzögerte Reaktion.

Fließgewässergüte (Güteaufsicht)

Zur Zeit werden die Flüsse und Bäche des Mühlviertels im Rahmen des Biologischen Untersuchungsprogramms (BUP) beprobt. Nach den ersten Tagen im oberen Mühlviertel kann berichtet werden, dass in den Gewässern eine für die Beprobung an sich günstige Niederwassersituation herrscht. Auch das „Fast-Austrocknen" des Pesenbach-Unterlaufes ist noch nichts Außergewöhnliches, weil dies regelmäßig (alle paar Jahre) vorkommt.

Die Gefahr von Fischsterben in Zusammenhang mit den hohen Temperaturen und wenig Wasser steigt. Obwohl uns bisher nur vereinzelt Vorfälle (Dürre Ager, Kremsunterlauf) gemeldet wurden, müssen wir in den nächsten Wochen mit weiteren Schäden in diesem Zusammenhang rechnen. Durch die geringe Wasserführung engt sich der Lebensraum ein und die begleitend hohen Wassertemperaturen limitieren das Angebot an gelöstem Sauerstoff im Wasser. Normalerweise wandern die Fische in geeignetere Bereiche ab – wenn dies nicht möglich ist, kann es eng werden. Ganz selten auch durch direktes rasches Austrocknen zum Beispiel in Restwasserbereichen (Fischfallen etc.).

Erschwerend wirken sich die regionalen Starkregenereignisse aus, bei denen es nicht nur zu raschen Wasserspiegelerhöhungen kommt, sondern auch starke Trübungen auftreten. In diesen Abschwemmungen finden sich neben Bodenmaterial auch andere Gewässer-Schadstoffe wie etwa Düngemittel, die wiederum zu übermäßiger Sauerstoffzehrung führen. Deshalb sollte in dieser Witterungs-Phase besonders sorgsam mit den Düngemitteln umgegangen werden, weil schon kleinste Mengen davon im Gewässer großen Schaden anrichten können: zum Beispiel kein Ausbringen von Wirtschaftsdünger in Gewässernähe bei Starkregengefahr, besondere Vorsicht bei der Manipulation an Güllesammelstellen etc.

Seen und Badestellen (Güteaufsicht)

Hohe Temperaturen und reger Badebetrieb können auch zu einer erhöhten lokalen Belastung an den Badestellen führen. Durch die starke Aufwirbelung des Sediments und auch Direkteintrag (Stoffwechselprodukte, Hautpflegemittel etc.) kann es zu erhöhtem Nährstoffangebot und damit Algenwachstum kommen. Bei kleineren Gewässern (z. B. Badeteiche, Baggerseen etc.) kann dies in Verbindung mit hohen Temperaturen beim Absterben der Algen wieder zu Sauerstoffarmut führen.

Bei größeren Seen erfolgt dieses Jahr wahrscheinlich ein weiterer Schritt in Richtung der bereits bekannten Erhöhung der Durchschnittstemperaturen, deren Folgen noch nicht im Detail abschätzbar sind. Kürzere Durchmischungsphasen, längere und ausgedehntere Phasen/Zonen mit Sauerstoffdefizit sind hier entscheidend.

Sondererscheinungen, die regelmäßig in wärmeren Sommern auftreten, sind etwa die Badedermatitis (Ausschlag durch Saugwurmlarven) oder die Süßwasserqualle (Craspedacusta sowebyi). Die Dermatitis kann sehr unangenehm sein und war auch heuer schon Thema in den Medien (Traunsee, Oedter Badesee) – laut Umweltmediziner (Dr. Edtstadler) handelt es sich aber um keine meldepflichtige Krankheit mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen. Es sind hier viele Fragen offen – es wird gerade ein Konzept zur näheren Erforschung zu Zeitpunkt und Ort des Auftretens erarbeitet, um entsprechend frühzeitige Warnungen hinausgeben zu können (vergleichbar mit Quallenalarm am Meer). Die in den oberösterreichischen Seen vorkommenden Süßwasserquallen hingegen sind harmlos – bisher sind dazu 2018 noch keine Meldungen eingelangt. In den kleineren Seen im Zentralraum ist deren Auftreten zu erwarten.

Für die Badeeignung mancher beliebter Badestellen könnte die Problematik von regionalen Starkregenereignissen (bei Niedrigwasserständen) auch in den Seen eine Rolle spielen. Trifft viel Wasser mit möglicher fäkaler Belastung (z. B. Gülle, Kanalüberlauf) auf wenig Wasser im See, kann es vorkommen, dass die Grenzwerte für die Keimbelastung an den Badestellen überschritten werden. Heuer wurde das bisher noch nicht festgestellt. Der vierte von fünf Beprobungsdurchgängen an den ca. 40 EU-Badestellen (im Auftrag der AGES) wurde bereits abgeschlossen. Von 20. - 28.8. folgt der fünfte Durchgang.

Weiterführende Informationen

Entwicklung der Wassertemperaturen in den oberösterreichischen Fließgewässern (1984-2015; Bundesamt für Wasserwirtschaft)

In der Studie „Reaktion ausgewählter Fischarten auf verschiedene Wassertemperaturen in Oö. Fließgewässern" wurde die Wassertemperaturentwicklung an Oö. Gewässern von 1984 bis ca. 2005 untersucht und es wurden zum Teil beachtliche Temperaturerhöhungen festgestellt. Unter anderem wurde prognostiziert, dass die Erhöhung der Wassertemperatur bis 2020 zu einer mittleren Verschiebung der Fischregionen flussaufwärts um 124 m Seehöhe in der Bioregion Alpenvorland und Flysch, um 138 m in der Bioregion Kalkalpen und um 436 m in der Bioregion Granit- und Gneisgebiet der böhmischen Masse führt. Bezogen auf den longitudinalen Flussverlauf bedeutet dies eine mittlere Verschiebung der jeweiligen Fischregion flussaufwärts von 27 km im Alpenvorland und Flysch, 10 km in den Kalkalpen und 43 km im Granit- und Gneisgebiet.

Derzeit wird im Auftrag der Abteilung Wasserwirtschaft vom Bundesamt für Wasserwirtschaft das Folgeprojekt „Auswirkung der Klimaveränderung auf die Fischzönosen Oö. Fließgewässer" erstellt, das Daten bis zum Jahr 2015 berücksichtigt. Nach ersten vorliegenden Ergebnissen wurden die in der eingangs angeführten Studie für 2020 prognostizierten mittleren Temperaturerhöhungen in den Oö. Fließgewässern bereits 2015 erreicht bzw. überschritten. Das heißt, dass die für 2020 prognostizierten Verschiebungen in den Fischregionen bereits 2015 erreicht oder überschritten worden sind.

Trinkwasserversorgung durch Gemeinden und größere Wasserversorger (Trinkwasser und Abwasser)

Zur Einschätzung der Situation wurden Gemeinden, größere Wasserversorger und auch die Bezirkshauptmannschaften befragt. Zusammenfassend ergibt sich aus den vorliegenden Informationen derzeit folgendes Bild:

Auch wenn die Grundwasserstände durchwegs gesunken sind und die Quellschüttungen an Leistung eingebüßt haben, so sind derzeit keine flächendeckenden massiven Probleme hinsichtlich der Trinkwasserversorgung in Oberösterreich gegeben. Gerade die großen Wasserversorger scheinen durchwegs gut aufgestellt und können die Versorgung trotz der anhaltenden Trockenheit gewährleisten.
Diesbezüglich ist allerdings zu beachten, dass Mindeststände in der Regel erst im Herbst bzw. in der Winterperiode auftreten und dass sich somit die Situation hier in einigen Monaten nochmals verschärfen könnte.

Bei kleinen Wassergenossenschaften und speziell bei Einzelwasserversorgungen ist jedoch davon auszugehen, dass die Versorgung gelegentlich nicht mehr gewährleistet werden kann. Ein entsprechend sorgsamer Umgang (keine Gartenbewässerungen, keine Poolfüllungen etc.) mit Trinkwasser ist gerade in diesen Bereichen unumgänglich.

Auch bei landwirtschaftlichen Betrieben (vorwiegend Milchbauern) kommt es derzeit immer mehr zu Engpässen bei der Versorgung (Nutzwasser für Tiere!). Dadurch wird auch hier auf öffentliche Wasserversorger zurückgegriffen, welche dadurch naturgemäß höhere Bedarfsspitzen abzudecken haben.

Auf Grund des stark gestiegenen Verbrauchs (Gartenbewässerungen, Pools etc.) befinden sich einzelne Wasserversorger derzeit an ihrer Kapazitätsgrenze. Die Ursachen dürften dort hauptsächlich im extremen Verbrauch liegen. Aufforderungen zum Wassersparen wurden verbreitet, dürften allerdings bislang nur vereinzelt greifen.

Weiterführende Informationen

Trinkwasserversorgung durch Genossenschaften und Einzelwasserversorgungsanlagen (Geschäftsstelle WASSER und Beratungsstelle Oö. Wasser)

Zu den Genossenschaften gibt es derzeit keine Kenntnisse und Meldungen über größere Probleme auf Grund der Trockenheit, die eine Versorgung ihrer Mitglieder mit Trinkwasser gefährden.
Es gibt teilweise Informationen zum Rückgang von Quellschüttungen. Diese befinden sich aber noch in Dimensionen, die keine weitreichenden Folgen mit sich tragen. Von einzelnen Gemeinden werden die Abnehmer angehalten, mit dem Wasser sorgsam umzugehen und die Bewässerung von Grünflächen wird bis auf weiteres untersagt. Durch diese Maßnahmen soll die Versorgung mit Trinkwasser auch weiter gewährleistet werden.
Zusammenfassend ist die Versorgung mit Trinkwasser derzeit sichergestellt - sofern unnötiger Wasserverbrauch wie beispielsweise Poolnachfüllung und Rasenbewässerung eingestellt werden.

Genossenschaften sehen die Situation derzeit auch als unfreiwilligen Stresstest, die den möglichen Handlungsbedarf in organisatorischer und anlagentechnischer Hinsicht für zukünftige lang anhaltende Trockenperioden aufzeigen.

Zur Situation bei den Einzelwasserversorgungsanlagen (Hausbrunnen und Quellen) kann auf die Trinkwasserhotline verwiesen werden. Die hier eingehenden Anrufe werden gebietsweise und nach der Art des Problems dokumentiert. Bei der Auswertung der Daten in den letzten drei Monaten zeigt sich kein signifikanter Anstieg von Anfragen zu quantitativen Problemen.
Auch bei der Aktion „Für unser Trinkwasser unterwegs" mit dem Laborbus gab es punkto Wasserknappheit bei Einzelwasserversorgungsanlagen bis dato keine Auffälligkeiten.

Derzeit sind fünf von acht Chlordesinfektionsanlagen des Servicedienstes im Einsatz. Starkniederschläge der letzten Monate, die oft punktuell auf Grund der hohen Temperaturen niedergegangen sind, waren mehrheitlich die Verursacher von bakteriellen Verunreinigungen.
Bakterielle Verunreinigungen von seichten Wasserspendern sind auch dann zu erwarten, wenn wieder flächendeckend Niederschlag fällt. Auf Grund des stark ausgetrockneten Erdreiches ist die Schutzfunktion der Überdeckung wie z. B. bei Quellfassungen nicht überall gegeben. Somit rechnen wir auch mit erhöhtem Handlungsbedarf über eine gewisse Zeitspanne nach der Trockenperiode.

Weiterführende Informationen

Abwasserentsorgung (Geschäftsstelle WASSER und Beratungsstelle Oö. Wasser)

Bei den Abwasserentsorgungsanlagen sind auf Grund der anhaltenden Trockenheit derzeit (noch) keine Probleme und Einschränkungen im Anlagenbetrieb bekannt.

 

Wenn Sie Fragen dazu haben, wenden Sie sich bitte an: